Serienrezensionen: The Pacific 10. und letzter Teil „Heimat“

Teil 10 – Heimat

Bob Leckie kommt nach Hause und der Empfang bei seinen Eltern ist genauso frostig wie sein Abschied. Sein Zimmer ist inzwischen Rumpelkammer, so als hätten seine Erzeuger nicht mit seiner Rückkehr gerechnet. Er nimmt die Herausforderung an, sein Leben neu zu beginnen und steigt sogleich in seinen alten Job als Sportreporter ein. Vera, die Frau, die er kurz vor seinem Eintritt ins Marine-Corps noch einmal in der Kirche des Ortes, St. Mary’s,  getroffen hatte und der er ankündigte zu schreiben, geht inzwischen mit jungen Offizieren aus. Er legt seine Paradeuniform an und sticht seine Mitbewerber um die Gunst Veras aus. Nachdem er ihr gesteht, ihr Briefe geschrieben zu haben, die er nie abschickte und die inzwischen verloren sind, bildet sich ein zartes Band zwischen den beiden. Bob scheint angekommen zu sein.

Lena Basilone sucht Johns Eltern auf, die vorher kennen zu lernen keine Zeit blieb. Johns Bruder hat den Krieg überstanden und begrüßt sie herzlich, aber die Atmosphäre im sonst so lebhaften und fröhlichen Elternhaus ist bedrückend. Das Leben scheint mit Johns Tod auch hier erloschen zu sein. Nur langsam kommen sich Lena und die Eltern ihres Mannes näher, überwinden aber die Fremdheit und der Neid der Mutter auf die junge Ehefrau, die ihren John noch lebend gesehen und gespürt hat, verfliegt.

Eugene kommt nach Hause. Er betritt die Veranda seines Elternhauses, will an der Haustür klopfen, besinnt sich aber eines besseren. Er geht einfach so in das Haus, sieht sich um. Seine Mutter spürt seine Anwesenheit noch bevor sie ihn sieht und schließt ihn in ihre Arme. Sein Vater wird herbeigerufen und alles scheint wie immer. Mit einem Unterschied: Eugene fühlt sich wie tot.

In der nächsten Zeit schläft er nicht, trinkt schon am frühen Morgen, kommt mit dem Leben im Frieden und in der Heimat nicht zurecht. Sein Freund Sid, zum Glück schon zuhause in Mobile, Alabama, hat ihm einige Tage an Bewältigungsarbeit voraus. Er versucht, Eugene wieder ins Leben zu ziehen, doch der versteht die Menschen in der Heimat nicht mehr. Er kann ihren Übermut und die Lust am Leben nicht teilen, zu sehr schmerzen ihn seine Erinnerungen an das Erlebte.

Sein Vater kennt dies schon durch seine Arbeit als Militärarzt und Veteranenbetreuer der Teilnehmer des 1. Weltkrieges von anderen , aber das Syndrom bei seinem eigenen Sohn zu sehen, erschüttert ihn. Er versucht es mit einer klassischen Vater-Sohn-Verabredung zur Entenjagd. Eugene überkommt auf dem Weg ein starker Drang, alles von sich zu werfen. Als er dann noch sein Gewehr benutzen soll, um die Enten zu schießen, bricht er endgültig zusammen. Sein Vater fängt ihn auf, tröstet ihn und nimmt ihn in den Tagen danach bei seiner Mutter in Schutz, die seine Passivität bemängelt. Noch einmal durchlebt er, was er tat, was der Krieg mit ihm tat. Als er sich an der Universität für sein Studium eintragen lassen will, wird er von einer jungen, unbekümmerte Frau nach seinen besonderen Kenntnissen gefragt und sie geht ihm in ihrer freundlichen, unverbindlichen Penetranz dermaßen auf die Nerven, dass er sie mit seinen Kenntnissen als „Japsentöter“ konfrontiert.

Am Schluss geht das Leben für diejenigen, die überlebt haben, fast normal weiter bis auf die Erinnerungen an diesen grausamsten und unmenschlichsten Zeitraum während ihres Daseins.

Eugene Sledge und Robert Leckie haben mit ihren Erinnerungen und Aufzeichnungen den Grundstock für den Stoff der Serie geliefert. Besonders der Bestseller „Helmet for my Pillow“ von Robert Leckie und „With the Old Breed: At Peleliu and Okinawa“ von Eugene B. Sledge schildern eindringlich die Geschehnisse auf den Inseln Guadalcanal, Peleliu und Okinawa.

Schlussfazit:

Wer Vergleiche zu „Der Soldat James Ryan“ und „Band of Brothers“ des Produzentenduos Steven Spielberg und Tom Hanks anstellt, kommt mit dieser Serie zu Beginn nicht zurecht. Zu unscharf sind die Protagonisten und ihre Geschichte skizziert. Erst ab Teil 3  gewinnt die Geschichte und nach und nach vergisst man die Vorgänger.

Die Serie zeichnet sich durch ungemein dichte Bilder und tief bewegende Momente aus. Nie ist der Wahnsinn und die Grausamkeit des Krieges drastischer im deutschen Fernsehen gezeigt worden. Der Wunsch nach Erlösung von diesem nicht enden wollenden Massaker greift auch auf den Zuseher über, mehr als einmal ist man kurz davor, sich abzuwenden, nur um fassungslos mit anzusehen, das immer noch mehr Steigerungen von Gewalt und Tod möglich sind. So ist aus meiner Sicht die Serie weniger ein Kriegsdrama als vielmehr ein tiefer Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. Die ewigen Frage, zu was Menschen fähig sind, deren Leben unmittelbar bedroht ist bekommt hier eine neue Dimension.

Fachlich und technisch exzellent umgesetzt, historisch stark angelehnt an die Realität (was sicherlich den Autoren Eugene Sledge und Robert Leckie zu verdanken ist) ist die Serie ein weiteres kleines Kunstwerk der Erfolgsproduzenten Spielberg/Hanks. Bei allem Realitätssinn jedoch überschreiten manche Szenen die Grenzen des Erträglichen. Man sollte daher aus meiner Sicht keinesfalls Jugendliche unbegleitet an diesen Stoff lassen, es besteht einfach die Gefahr, das  mangels Reife die Serie als „geiles Gemetzel“ abgetan wird. Kriegsfilme stehen ja für gewöhnlich immer unter dem Generalverdacht, mittels Gewaltdarstellungen niedere Instinkte zu wecken, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das steht trotz der expliziten Schlachtszenen hier nicht zu befürchten, denn es handelt sich neben allen anderen Aspekten auch um ein Stück Vergangenheitsbewältigung der Vereinigten Staaten von Amerika. Es wird auch mit Kritik nicht sparsam umgegangen und Glorifizierung oder bemühtes Pathos sucht man vergebens.

Insgesamt sehenswert und ein Muss für all diejenigen, die die bereits mehrfach erwähnten Vorgänger schätzen. Allerdings geht Kritik an den Sender Kabel 1: Diese Serie hat zur beliebten Sendezeit um 22.15 nichts im Fernsehen zu suchen, dafür ist der Stoff einfach zu hart.

ENDE

Serienrezensionen: The Pacific, Teil 9

Teil 9 – Okinawa , die Insel des Todes

Eugene und seine Kameraden werden weiter von Schlacht zu Schlacht gehetzt. Ihre vorerst letzte Station ist dabei Okinawa, die letzte Insel vor Erreichen des japanischen Kernlandes. Der Widerstand ist erwartungsgemäß heftig, die Japaner sind absolut unbeugsam und kämpfen bis zu letzten Patrone. Der Druck auf die Marines ist kaum auszuhalten und das alte Spiel des Kampfes um jeden Hügel, jeden mm Bodens zehrt an den Nerven. Während beim Inselspringen die Bevölkerung eher eine untergeordnete Rolle spielt, sieht es auf Okinawa ganz anders aus. Reguläre Truppen mischen sich mit Selbstmordattentätern und verzweifelten Zivilisten, die bis zum äußersten ihre Hütten und Ländereien verteidigen.

Bei Kämpfen tauchen Familien zwischen den Soldaten auf, es werden mehr Zivilisten als Soldaten getötet. Jeder Schuss auf einen japanischen Soldaten trifft auch einen Zivilisten, es werden menschliche Schutzschilde eingesetzt genau so wie das Abschlachten von Verwundeten nach dem Kampf, alles ordnet sich der Gewalt unter. Vorläufiger Höhepunkt und wirklich schwer zu ertragen ist der Körperbomben-Angriff einer jungen Mutter, die sich und ihr Neugeborenes in die Luft sprengt und dabei einige Marines mitnimmt.

Eugene setzt sich über Befehle hinweg und gerät in einen Blutrausch. Da ist das Ende jeglicher Zivilisierung gekommen.  Er schlachtet Japaner buchstäblich ab, zuletzt mit seiner Pistole,  widersetzt sich dem Befehl zur Feuerpause und schreit seinen Vorgesetzten nieder mit den Worten „Ich bin hier, um Japse zu töten, was für eine Rolle spielt es da, mit welcher Waffe das geschieht. Ich werde jeden Japaner töten, und wenn es sein muss, benutze ich dazu meine bloßen Händen!“

Snafu, selbst äußerst abgestumpft, denkt wie Eugene, ist aber besonnener und ärgert sich eher über nassforsche Neuankömmlinge, die durch ihr unbedachtes Handeln mehr als einmal die Truppe um Eugene und Snafu in Lebensgefahr bringt. Am Ende kostet diese Nachlässigkeit ihr eigenes Leben. Snafu lässt Eugene nicht im Stich, versteht ihn.

Und dann findet Eugene doch endlich Erlösung: In einer Hütte findet er eine schwer verwundete Frau, die ihn anfleht, ihr den Todesschuss zu geben. Man muss die Szene sehen, um sie zu verstehen, Worte sind hier nicht ansatzweise in der Lage, die Situation zu beschreiben.

Tief bewegend und kaum auszuhalten, spätestens jetzt wird dem Zuseher das ganze Ausmaß des Dramas bewusst.

Weit nach Beendigung der offiziellen Operation zur Eroberung der Insel gehen die Kämpfe unverändert heftig weiter. Während die erschöpften und ausgebrannten Marines weiter ausharren, gehen die letzten versprengten Einheiten der Japaner am Ende mit Knüppeln und Fäusten auf die Amerikaner los, denn Munition haben sie schon lange nicht mehr. Und es wird ganz klar: Die Marines machen keine Gefangenen!

Als Reaktion auf den Widerstand wird die geplante Invasion des Kernlandes ausgesetzt und am 6.August 1945 die erste Atombombe auf Hiroshima abgeworfen. Für die Marines eine Erlösung, für die Welt das schlimmste Szenario, was vorstellbar ist.

(Anmerkung des Verfassers: Die Operation „Iceberg“ zur Eroberung Okinawas dauerte  vom 1. April 1945 bis zum 30. Juni 1945 – offiziell jedenfalls. Am Ende waren ca. 600.000 Amerikaner an der Operation beteiligt und standen 120.000 Japanern gegenüber. Die amerikanische Seite hatte 12.500 Tote und 37.000 Verwundete zu beklagen, auf der Seite Japans starben ca. 77.000 – 107.000 Soldaten. 7500 gingen in Gefangenschaft und 122.000 Zivilisten mussten ihr Leben lassen Quelle:wikipedia)

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Teil 10 – Heimat

Serienrezensionen: The Pacific, Teil 6-8

Teil 6 – Peleliu, das Flugfeld

Am nächsten Morgen hat sich die Situation nicht wesentlich geändert, wenn in der Nacht nicht etwas außergewöhnliches passiert wäre:  Ein Kamerad hatte im Schlaf Albträume und bekam einen hysterischen Anfall, der sich in markerschütterndem Jaulen und tierischem Geheul äußerte. Es wurde immer lauter und intensiver und die Gruppe um ihn herum musste befürchten, dass die Japaner ihren tatsächlichen Standort so herausfinden könnten. Der Kamerad wurde zum Schweigen gebracht. Die Bestürzung war nur kurz, denn mit der Aussage „… er hätte uns alle verraten…“ wurde jedes Eingreifen entschuldigt.

Mit dem Befehl zur Überquerung des Flugfeldes schwand bei den Männern jede Hoffnung auf einen glimpflichen Ausgang der Schlacht. Das Ziel war klar: Die dem Flugfeld gegenüber liegenden Hügel mussten erreicht und erobert werden, da die Japaner sich dort eingegraben hatten und mit ihrer schweren Artillerie den Fortgang der Operation schwer behinderten, wenn nicht sogar aufhalten würden. Dazu musste zuvor das Flugfeld überquert werden, denn der einzige Zugang zu der Hügelkette lag genau am anderen Ende des Flugfeldes. Für die 1. US Marines bedeutete dies einen Sturmangriff über 1 Kilometer freies Gelände ohne jegliche Deckung.

15.000 Mann, verteilt auf mehrere Angriffskorridore begannen ihrem Wettlauf gegen den Tod.

Die gezeigten Szenen dieses Todeslaufes sind nicht erklär- oder beschreibbar. Auf jeden Fall erklimmt dieser Teil eine weitere Stufe auf der nach oben offenen Spirale von Gewalt, Tod und Verstümmelung.

Auf der Hälfte des Weges müssen die Männer eine Pause einlegen. Alle fühlen mehr als sie denn wissen, dass ihre Verluste immens sind. Mehrere Unteroffiziere, das Rückgrat der Armee, der Funker, Mörserteams und viele, viele Männer sind gefallen oder schwerst verwundet. Zudem fehlen Sanitäter, das allzeit knappe Wasser und ein funktionsfähiges Funkgerät.

Bob Leckie,  seit Pavuvu der Aufklärungseinheit zugeteilt,  bekommt den Auftrag, den gleichen bereits zurückgelegten Weg erneut zu gehen und ein Funkgerät sowie dringend erforderliche Sanitäter zum Zwischenstopp zu bringen. Jedem, auch Leckie selbst,  ist klar, dass er kaum eine Chance hat, dieses Himmelfahrtskommando lebend zu überstehen. Aber er verspricht seinen Kameraden zurückzukehren und setzt sich ab. Als nun einziges bewegliches und erreichbares Ziel nehmen ihn die Japanischen Scharfschützen ins Visier,  er rennt durch einen wahren Kugelhagel, aber wie durch ein Wunder schafft Leckie den Weg zurück, erreicht die Nachschubposition, übermittelt seinen Auftrag und….wird im selben Moment von der Detonation einer schweren Artilleriegranate der Japaner schwer verletzt. Im Wegdämmern empfindet er nur eine bittere Enttäuschung darüber, sein Versprechen nicht eingelöst zu haben. Wie es scheint, ist für Robert „Bob“ Leckie der Krieg zu Ende.

„Chesty“ Puller lässt die Verluste zählen und erstellt eine ernüchternde, für den Bestand der Truppe überaus gefährliche Zwischenbilanz.

Zwischenfazit bis hierher:

„Im Krieg zählt der Einzelne, sei er Verlust oder Gewinn, rein gar nichts. Nur das Team besteht, nur die Einheit kann gewinnen“

 

Teil 7 – Peleliu, die Hügel

Der letzte Abschnitt der Eroberung Pelelius beginnt mit einem Vordringen der Marines in die Hügel der Insel. Bereits zu Beginn gerät ein Erkundungstrupp unter heftigen Beschuss, ein Rückzug ist unvermeidlich. Es stellt sich heraus, dass die gesamte Hügelkette von Bunkern, Erdlöchern, Gräben und Höhlen durchzogen ist und die Japaner aus diesen gesicherten Stellungen heraus einen absolut tödlichen Streubeschuß  durchführen.

In den folgenden Tagen (der gesamte Feldzug gegen Peleliu dauerte 4 Wochen) wogen die Kämpfe hin und her, Hügel werden eingenommen, verloren, wieder erobert und wieder verloren. Die Stellung und der Einsatzbefehl wird für die Marines unhaltbar und undurchführbar. Eine Verbindung zum Marine-Corps kann nicht hergestellt werden, sämtliche Funkgeräte sind ausgefallen. Während sich der befehlshabende Lt. Jones zum Stab absetzt, um den Angriffsbefehl ändern zu lassen, fällt der „Skipper“ genannte Captain von Eugenes Kompanie sowie viele weitere Kameraden den japanischen Scharfschützen zum Opfer.

Die Taktik wird daraufhin geändert und Eugene wird Mitglied in einem sog. Korkenzieher-Team, dass die japanischen Höhlen und Bunker ausräuchern soll. Eine menschenverachtende und höchst umstrittene Strategie, bei der Stellungen (und die darin befindlichen Soldaten) zunächst mit einem Flammenwerfer in Brand gesetzt und dann mit Handgranaten eingedeckt werden. Zum Finale übernehmen Schützen mit automatischen Waffen (MP’s) Diejenigen, die brennend und verstümmelt aus ihren Stellungen taumeln. Eugene nimmt an diesem Massaker teil, ohne weiter darüber nachzudenken. Lediglich seine Tagebuchaufzeichnungen zeugen von seiner tatsächlichen Gemütslage. Sein ganzes Streben besteht zwar darin, „Japse zu töten“, aber die letzte Schwelle ist noch nicht erreicht, mit deren Überschreitung ein Mensch keinerlei Mitgefühl mehr empfindet und alle zivilisatorischen Errungenschaften abgelegt hat. Er agiert dann nur noch auf der untersten Evolutionsebene wie ein Verstand besitzendes Raubtier.

Bob Leckie trifft nach seiner Verwundung auf einem Lazarettschiff einer der Kameraden, denen er seine Rückkehr ins Feld versprochen hatte. Seine Schuldgefühle, sein Versprechen nicht eingehalten zu haben sind überwältigend. Sein Kamerad aber entlastet ihn behutsam und relativiert Leckie’s Versprechen dahingehend, das er ja schließlich gerettet worden sei, weil Leckie seinen Auftrag noch erfüllt hatte, bevor er selbst verwundet wurde. Beide sind froh, den Krieg lebend überstanden zu haben und werden in die Heimat verschifft. Für sie ist der Krieg tatsächlich  zu Ende.

Am Ende der Schlacht um Peleliu haben die Amerikaner rund 2.400 Tote und 8.500 Verwundete zu beklagen, auf japanischer Seite fanden 10.700 Mann den Tod, lediglich knapp 200 Japaner gingen in Gefangenschaft. Der Rest wurde vermisst gemeldet, Überreste fanden sich erst Jahre später, was ein weiteres Indiz für die Grausamkeit der Korkenzieher-Strategie ist.

In der Heimat wird John Basilone wie ein Held gefeiert und genießt seinen Ruhm in vollen Zügen. Doch eine seiner diversen Liebschaften konfrontiert ihn mit der Wahrheit über die „Bond-Tour“, in der er nur ein Werkzeug zur Förderung der wirtschaftlichen Interessen der Rüstungskonzerne ist.

Teil 8 – Iwo Jima

Eugene Sledge, der mittlerweile den Spitznamen „Sledgehammer“ (Vorschlaghammer) wegen seiner Aktionen auf Peleliu bekommen hat, Snafu, sein Kompaniekamerad und vollständig abgestumpfte Marine-Veteran und seine weiteren Kameraden werden weiter von Schlacht zu Schlacht geschickt. Das Sterben und Töten auf beiden Seiten findet einfach kein Ende.

John Basilone stellt derweil fest, dass er in der Heimat nicht länger als Held gefeiert werden will, während seine Kameraden im Pazifik Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel setzen.

Er kehrt der „Bond-Tour“ den Rücken und meldet sich für den Rest seiner Dienstzeit als Ausbilder für Rekruten. In Camp Pendleton, dem Ausbildungscamp des US Marine-Corps trifft er auf genau 2 Rekruten, die sich freiwillig zum Dienst gemeldet hatten. Nach anfänglichem Zögern betrachtet Basilone jedoch seinen Ausbildungsauftrag als unabhängig von der Einheitengröße und nimmt die beiden hart ran. Nach und nach treffen weitere Rekruten ein und Basilone erwirbt sich den Ruf eines Schleifers. Aber auch hier holt ihn sein Ruhm als Held von „Canal“ wieder ein und die meist gestellte Frage lautet, wie viele Japse er denn getötet hätte.  Als einige Rekruten meinen, auch ohne Ausbildung endlich Japaner töten zu wollen, rastet Basilone aus und hält seinen Männern eine Standpauke:

„Den Japaner, den sie zu kennen glauben, den gibt es nicht, der ist eine Erfindung von Werbezeichnern in der Madison Avenue um Seife zu verkaufen. Der japanische Soldat hat in Wirklichkeit schon Krieg geführt, als Sie noch in die Windeln geschissen haben.  Sie bekommen es mit einem Soldaten zu tun, der mit einem Pfund verfaulten Rosinen und ein paar Kilo Reis 4 Wochen lang in seiner Stellung ausharrt und darauf wartet, Sie endlich mit jeder ihm nur bekannten Methode zu töten. Er ist fanatisch, dem Kaiser treu ergeben und er wird sein Leben opfern, bevor er Ihnen auch nur einen Quadratzentimeter seines Heimatlandes überlässt. Das ist es, was Sie erwarten können!“

Nach dieser Ansprache bleiben die Fragen aus und die Männer beginnen zu ahnen, welche Vorteile sie aus der praxisorientierten Ausbildung Basilones ziehen können.

Er lernt im Camp Lena Mae Riggi kennen, Sergeant der Frauen-Reserve des Marine-Corps. Zaghaft und immer wieder an seine Vergangenheit erinnert, nähert er sich Lena, erobert schließlich doch ihr Herz und heiratet sie am 10. Juli 1944 in Oceanside. Das Glück währt nur kurz, denn John hat seine Dienstzeit verlängert und geht erneut an die Front im Pazifik.

Als Truppführer (Gunnery Sergeant) einer Maschinengewehreinheit auf Iwo Jima versucht er am 19. Februar 1945, seine Kameraden durch das heftige Sperrfeuer der Japaner vom Strand weg ins Binnenland zu schleusen, wird von mehreren Geschossen der Japaner getroffen und stirbt noch am Strand.

(Anmerkung des Verfassers: Post mortem erhielt John Basilone auch das Navy Cross sowie das Purple Heart für seinen Einsatz. Nach ihm sind verschiedene Einheiten der Seestreitkräfte, Straßenzüge, Brücken, Gedenkstätten etc. benannt.)

Lena erhält wenig später die Todesnachricht in Camp Pendleton. Sie hat nie wieder geheiratet und starb im Juni 1999 mit 86 Jahren.

Weiter mit Teil 9 – Okinawa

Serienrezensionen: The Pacific, Teil 3-5

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Teil 3 – Melbourne

Nach den aufreibenden und verlustreichen Kämpfen auf „Canal“ nehmen die Soldaten eine Auszeit im nicht allzu fernen Australien verordnet.  In Melbourne finden die 1.US Marines Unterkunft in einem Football-Stadion und nächtigen unter freiem Himmel. Den meisten ist es egal, da sie ohnehin nur schlafen wollen. Andere wie Robert „Bob“ Leckie und John Basilone ziehen es aber vor, das Ausgangsverbot zu ignorieren und machen die Stadt unsicher. Sie werden als Retter und Helden gefeiert und die Bewohner machen es den Männern leicht.

Gleich am ersten Abend sieht Bob Leckie eine junge Frau, die ihn magisch anzieht. Er stellt ihr nach, bekommt ihre Adresse und es entwickelt sich eine zunächst zaghafte, aber immer leidenschaftlicher werdende Affäre. Stella, seine Angebetete hat armenische Wurzeln und Bob wird mit offenen Armen in der Familie aufgenommen. Besonders Stellas Mutter fühlt sich zu Leckie hingezogen; sie sieht in ihm einen neuen Sohn, nachdem der erste als Kind verstarb. Leckies zurückhaltende Art und Bescheidenheit scheinen perfekt zu Stella zu passen. Leckie fühlt zum ersten Mal, was es bedeutet, in einer liebevollen Umgebung mit gegenseitiger Achtung und Respekt zu leben, denn das kannte er bisher von seiner Familie nicht.

Es geht ihm richtig gut, und der Gedanke an ein Ende durch einen erneuten Fronteinsatz dringt nicht zu ihm durch. Während für Bob aus Leidenschaft Liebe wird, treiben Stella jedoch ganz andere Gedanken um. Sie stellt sich die Frage, was wäre, wenn Bob nicht nach Australien zurückkäme und sein Leben an irgendeinem völlig unbekannten und unwichtigen Flecken Erde ein frühes Ende fände? Sie empfindet den Gedanken an den Verlust, den ihre Mutter erneut erleiden würde, als unerträglich und beendet die Beziehung zu Bob Leckie. Für Bob bricht eine Welt zusammen und er ertränkt seinen Kummer in Alkohol.

John Basilone lässt es in Melbourne richtig krachen. Der unbekümmerte Italo-Amerikaner sucht und findet jegliche Form der Entspannung, bis zu dem Tag, an dem ihm sein Kommandeur „Chesty“ Puller die Tapferkeitsmedaille (Medal of Honour) des Marine-Corps an die Brust heftet. Basilone wird aufgefordert, seinen Ruhm, der längst in der Heimat Tagesgespräch ist, zu nutzen, um dort als der „Held von Guadalcanal“ Kriegsanleihen zu verkaufen. Denn der Krieg ist teuer und Amerika ist pleite. Basilone beugt sich, verlässt die Truppe und reist ab in die Heimat.

„Es ist nicht der Krieg, der die Menschen verändert, denn der trägt den Willen zum Krieg in sich. Es sind vielmehr die Umstände, unter denen er stattfindet und wie der Mensch sich mit ihnen arrangiert“


Teil 4 – Cape Gloucester

Eugene Sledge ignoriert die Warnungen und „Untersuchungsergebnisse“ seines Vaters und meldet sich freiwillig zu den Marines. Er übersteht die Musterung problemlos und wird zu den Mörsern (Anm.: tragbare Granatwerfer zur Unterstützung von Infanterieeinheiten) der 1. US Marineinfanteriedivision versetzt. Er wird mit seiner Einheit als Ersatz für gefallene Soldaten in den Pazifik verlegt und landet Anfang Januar 1943 auf Pavuvu schließlich im selben Armeelager wie sein bester Freund Sid.

Die Männer um Bob Leckie müssen derweil auf Papua-Neuguinea um Cape Gloucester herum unter den extremsten Wetterbedingungen brutale Angriffe überstehen und verlieren nach und nach die Nerven. Leckie ist nach der Trennung von Stella nahezu traumatisiert und erkrankt an Depressionen. Während Dauerregens und permanenten Kampfhandlungen dreht ein Kamerad von Leckie durch und erwürgt mit bloßen Händen einen Schwerverwundeten Japaner.

Der erste Selbstmord in der Truppe läßt nicht lange auf sich warten und erschüttert alle, am meisten aber Leckie, der völlig den Boden unter den Füßen verliert. Er beginnt sich einzunässen, ist kampfuntauglich, unberechenbar und antriebslos und wird schließlich ins nahe gelegene Lazarett verlegt, landet aber wegen Platzmangels in der Army-Psychatrie. Sein Souvenir aus dem Dschungelkampf ist eine japanische Offizierspistole, die er behält und auch mit ins Lazarett nimmt.

Er baut dort eine vertrauensvolle Beziehung Army-Psychologen auf und lässt sich, nachdem sein Zustand sich deutlich verbessert hat, entlassen. Sein Preis: Die Pistole wechselt den Besitzer in Form eines Bestechungsgeldes an den Psychologen. Doch die Spätfolgen sind nicht zu leugnen – Leckie ist desillusioniert und hätte nichts gegen ein Ende seines Lebens im Feld einzuwenden.

Wieder wird klar, das Entmenschlichung grenzenlos sein kann, es immer noch eine weitere Stufe auf dem Weg zurück zum Beginn unserer Zivilisation gibt. Menschen werfen in solchen Situationen jeden zivilisatorischen Ballast ab, reduzieren sich auf den nackten Kampf ums Überleben mit allen Mitteln. Der Menschlichkeitsverlust ist weitgehend irreparabel und dieser Teil der Serie ist schlicht erschütternd. Der Zuseher leidet mit jedem Protagonisten mit und taucht ab in die schreckliche Wirklichkeit des Pazifik-Krieges:

„Was haben sie euch bloß angetan, was ist mit euch passiert?“


Teil 5 – Peleliu, die Landung

In der Heimat muss John Basilone feststellen, welch entwürdigende Rolle er in dem „The Bond-Tour“ (Bond=Anleihe) genannten  Werbefeldzug für den Verkauf von Kriegsanleihen spielt. Er verfällt seiner alten Rolle als Lebemann und nimmt, was er bekommen kann. Er badet im Luxus und im Ruhm seiner Taten. Als er erfährt, das sich sein Bruder freiwillig zur Army gemeldet hat, bittet er ihn jedoch inständig, sich nicht an die Front versetzen zulassen, sondern sich einen Armyjob in der Etappe zu suchen.

Eugene, Bob und ihre Kameraden treffen sich in einem Sammellager auf Pavuvu (das heutige Russel Island), einem kleinen Archipel der Salomonen. Noch erfüllt von geradezu euphorischem Kampfgeist treffen die Neuankömmlinge und kampferprobten Marines auf eine abgekämpfte und komplett desillusionierte Truppe. Eugene findet auch Sid, seinen besten Freund völlig verändert vor. Die jugendliche Unbekümmertheit ist ihm komplett abhanden gekommen und Eugene dringt kaum noch zu Sid durch. Die Einschiffung zur nächsten nervenzerfetzenden Schlacht um Peleliu (Palau-Gruppe), einer Insel mit einem kleinen Flugfeld wirkt zunächst erlösend, dieses Gefühl schlägt aber schnell in Entsetzen um,  als die Landung am 15. September 1944 beginnt.

Erstmalig verwenden die US-Marines die seit 1940 als  „Alligator Typ V“ bekannte Amphibienpanzer als Landungsboote. Anders als bei den üblichen Landungsbooten steigen die Truppen nicht außerhalb der Transportschiffe in die Boote, sondern bemannen im Schiffsrumpf die kleineren, leicht bewaffnete Amphibienpanzer. Dann werden wie bei RoRo-Fähren (Roll on-roll off Schiffe mit zwei klappbaren Ein- und Ausfahrrampen) die Schiffstore geöffnet und die Alligators setzen sich direkt aus der Dunkelheit des Schiffsinneren in die strahlende Sonne in Bewegung. Der Ein- und Ausstieg erfolgt nicht über eine Rampe, sondern über die Seiten des Panzerfahrzeugs.

Bereits in der ersten Phase der Landung geraten die Alligators unter massiven Beschuss der Japaner. Es gibt nicht ein Fahrzeug, das ohne Verluste den Strand erreicht. Eugene fühlt sich wie aus einem tiefen Traum mitten in eine unfassbare Wirklichkeit geworfen und ist wie gelähmt. Mit nur leichtem Gepäck und ohne ausreichenden Nachschub an Munition und Wasser kämpfen sich die Marines Meter für Meter unter entsetzlichen Verlusten über den Strand bis zur ersten minimalen Deckung aus Ufergestrüpp und entlaubten Bäumen vor.

Obwohl die abgebildeten Szenen schier unerträglich sind, kann man sich kaum von ihnen lösen und hofft mit jedem Mann mit, diese Hölle einfach nur zu überleben. Allein in diesem Strandabschnitt Pelelius im Südwesten, nahe des Flugfeldes, sind an der Landungsoperation 15.000 Marines beteiligt. Später kommen im Westen bei einer weiteren Landungsoperation die 321 ste und 323 ste US-Infanteriedivision mit 13.000 Mann hinzu. Ihnen stehen 12.000 schwer bewaffnete und eingegrabene Japaner der 14. Division gegenüber.

Am Ende des Tages haben Bob Leckie, Eugene Sledge und die anderen den Strand überwunden und liegen in leichter Deckung kurz vor dem Flugfeld. Die alles entscheidende Frage an diesem Abend war aber weder strategisch noch militärisch, sondern elementar:

„Wer hat noch Wasser, wer hat noch  Munition?“

(Anmerkung des Verfassers: Grundlage für einen erfolgreichen Feldzug gegen die Japaner war das Erreichen der Luftherrschaft über die von Japan eroberten Gebiete. So lange die Amerikaner keine Flughäfen verwenden konnten, sondern von der Reichweite ihrer eingesetzten Flugzeugträger abhängig waren, war ihr Einsatzgebiet stark eingegrenzt. Mit der Strategie des „Inselspringens“ war es das oberste Ziel, gegnerische Flugfelder zu erobern und als Stützpunkt für die nächste zu erobernde Insel zu benutzen. Das Endziel dieser Strategie war die Eroberung von Flugfeldern, von denen aus das Kernland Japans erreichbar wäre. Das wussten natürlich auch die Japaner, deren Angriffsradius mit jedem verlorenen Flugfeld kleiner wurde. Entsprechend heftig wurde jedes Flugfeld verteidigt, um genau dieses Endziel unerreichbar zu machen)

Weiter mit Teil 6 – Peleliu, das Flugfeld

Serienrezensionen: The Pacific , Teil 1-2

Vorwort:

In der Menschheitsgeschichte hat es immer Kriege gegeben und so wird es auch weiter sein.  Seit Beginn der Geschichtsschreibung gab es auf unserem Planeten 14.400 Kriege oder bewaffnete Konflikte mit rund 3,5 Milliarden Toten, was der Hälfte der gesamten Erdbevölkerung des Jahres 2009 entspricht. Dabei sind nur wenige in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten wie in der jüngsten Zeit der Afghanistan-Konflikt, der Irak-Krieg oder der russisch-georgische Krieg.

Die Gründe für Kriege sollte es in unserer zivilisierten Gesellschaft eigentlich gar nicht geben, denn nach unserem erlernten Verständnis von Frieden und friedlicher Koexistenz sind alle Konflikte auch ohne Krieg beizulegen, zumindest möchten wir das so. Die Wirklichkeit jedoch ist eine andere: Der Krieg an sich ist immer ein probates Mittel zum Erhalt der eigenen Art gewesen und somit auch tief in unserer Evolutionsgeschichte verankert. Gleichzeitig haben Kriege oftmals einfach wirtschaftliche Faktoren. Ob es nun das Interesse an Rohstoffen, Edelmetallen oder schlicht die Fruchtbarkeit der Landschaft sei;  Zur Mehrung und Sicherung des eigenen Wohlstandes hat der Mensch auch den Krieg als Form der Durchsetzung dieser Interessen genutzt.  Den Krieg zu verleugnen hieße also Bestandteile der Natur des Menschen zu verleugnen. Denn als Erkenntnis aus aller Gewalt und jeder Eskalation im Zusammenhang mit der Wahrung der eigenen Interessen kann nur gelten, was Verhaltensforscher bereits seit langem wissen: Der Mensch ist das gefährlichste und unberechenbarste Raubtier auf unserem Planeten. Ihn unterscheidet vom reinen Tier-Sein nur seine Vernunftbegabung und sein lernfähiger Intellekt.

Die folgende Zusammenfassung eines Kriegsdramas aus dem Zweiten Weltkrieg stellt keine Verherrlichung des Krieges und seine Eignung, jenseits der Diplomatie (Zitat von Clausewitz:“ Der Krieg ist die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln“) zu seinem vermeintlichen Recht zu kommen, dar. Vielmehr beschreibt die Rezension exemplarisch die  Umstände, unter denen Kriege stattfinden, wie Menschen auf diese elementare Bedrohung zu reagieren in der Lage waren und sind und welchen Preis sie dafür zu zahlen haben.

In der Serie wird bestätigt, was der Verhaltensforscher Konrad Lorenz in seinem Staubecken-Modell beschrieben hat: Er konstatierte, dass sich Aggressionen im Körper anstauen, das Staubecken irgendwann überläuft und der Mensch dann auch ohne nachvollziehbaren äußeren Anlass aggressiv wird. Was aber geschieht, wenn der Mensch einen begründeten Anlaß für seine Aggressionen hat?

Bevor die Rezension mit Teil 1 und 2 beginnt, distanziere ich mich ausdrücklich von jeglicher Gewalt oder kriegerischen Handlung gleich welcher Art.

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The Pacific ist eine US-amerikanische Miniserie, die das Schicksal und die Erlebnisse mehrerer US-Marines während des Pazifik-Feldzuges von 1941-1945 nacherzählt. Die Serie besteht aus 10 Folgen und war bisher nur als englischsprachige DVD erhältlich. Die deutsche Fassung ist erstmalig gerade im Privatfernsehen (Kabel 1) ausgestrahlt worden.

Verantwortlich für die Serie ist das Produzentenduo Steven Spielberg/Tom Hanks, das bereits in dem Spielfilm „Der Soldat James Ryan“ und der mehrfach preisgekrönten  Miniserie, „Band of Brothers“ ihre erfolgreiche Zusammenarbeit unter Beweis gestellt hat.

Wie in „Band of Brothers“ ist „The Pacific“ mit in Deutschland weitgehend unbekannten Schauspielern besetzt, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den historischen Protagonisten aufweisen. Die Erzählungen, Berichte und Tagebücher von Robert Leckie, Eugene Sledge sowie John Basilone dienten als Grundlage für den Inhalt der Serie.

Zum Inhalt:

Teil 1 – Guadalcanal

Der Angriff der kaiserlich-japanischen Armee auf den Pazifikstützpunkt Pearl Harbour im Dezember 1941 trifft die amerikanische Nation bis tief ins Mark. Das Land, das im Selbstverständnis auf Fair-Play bei der Lösung seiner Konflikte setzt, sieht sich einem feigen, unangekündigten und brutalen Angriff ohne Rücksicht auf Menschenleben, gleich welchem Status, ausgesetzt. Die Antwort auf den Angriff ist die Mobilisierung der Pazifikflotte und damit verbunden ein beispielloser Feldzug gegen das Weltmachstreben Japans.

John Basilone, Amerikaner mit italienischen Wurzeln, Robert Leckie, Sportjournalist und späterer Autor sowie Eugene Sledge, ebenfalls späterer Autor und viele andere junge Amerikaner melden sich freiwillig zum US-Marine-Corps, um, wie Leckie es formuliert, „ihren Beitrag zu leisten“.

Lewis B. „Chesty“ Puller, damaliger Kommandeur des 1.US-Marineinfanteriedivision, schwört seine Unteroffiziere auf ihre Aufgabe im Kampf gegen Japan ein und bereits jetzt wird deutlich, das man es im japanischen Kaiserreich mit einem äußerst gefährlichen Feind zu tun bekommt. (Zitat: Sie werden an kleinsten Orten, von denen Sie bisher nicht einmal wussten, das es sie überhaupt gibt, gegen einen Feind kämpfen, der dabei ist, die halbe Welt zu erobern.). Den mit den Erstangriffswellen betrauten US-Marines, die als die Eliteeinheiten schlechthin gelten, wird klar gemacht, zu welcher Größe Japan bereits angewachsen ist.

Nach einem Abstecher in die Heimatorte während der Weihnachtstage 1941 nehmen die Truppen um „Chesty“ Puller Abschied von ihren Familien. Im August 1942 erreichen die Marines dann die Salomoninseln im südlichen Pazifik und werden nach vorbereitenden Angriffen von  Schiffsartillerie und Luftschlägen zum ersten Mal ausgeschifft. Sie landen auf der Insel Guadalcanal, später auch als „Hölle im Pazifik“ bekannt. Hier werden die Marines zum ersten Mal direkt mit der japanischen Armee konfrontiert. Mit Fassungslosigkeit erleben die Marines die Bedingungslosigkeit, den Kampfeswillen und die Brutalität der kaiserlichen Truppen. Niemand hatte sie darauf vorbereitet, mit welchem Fanatismus der japanische Soldat unter Missachtung jeglicher Menschlichkeit um jeden Baum, jedes Gestrüpp, jedes Erdloch und jeden Quadratmeter Boden kämpft. Am Ende des ersten Tages der Schlacht ist der Strand übersäht mit gefallenen Japanern, der Angriff zurückgeschlagen. Das Verhalten einiger Marines danach ist zynisch und unangemessen und somit durchaus zu verurteilen. In der Schlüsselszene des ersten Teils, bei der ein einzelner japanischer Soldat Ziel dieser Männer wird, beginnt bereits Prozess der Entmenschlichung:

„Sie nahmen ihnen nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Menschlichkeit“

Teil 2 – Basilone

Im zweiten Teil der Schlacht um Guadalcanal fordert der Krieg auch auf amerikanischer Seite viele Opfer. Ohne John Basilone, der hier über sich selbst hinauswächst und seinen Regimentskameraden als Ansporn und Vorbild dient, wäre die erste Militäraktion der 1. US Marines auf „Canal“ (umgangssprachlicher Name der  Insel) wohl gescheitert. Unterversorgt, in der Minderzahl gegen einen schier übermächtigen Feind, der das umkämpfte Flugfeld Hanneken Fields unter allen Umständen zurückerobern will, liegt die Truppe unter Dauerfeuer. Angriffswelle auf Angriffswelle der Japaner branden an die Stellungen der Marines im undurchdringlichen Dschungel der Insel.  Zurückschlagen und niederkämpfen, bis hin zum Kampf  Mann-gegen-Mann lautet die Devise. John Basilones Instinkt und Überlebenswille treiben ihn dazu,  sich letztlich der Kampftechnik des Feindes zu bedienen und genauso wie er jegliche Gefahr für Leib und Leben zu ignorieren.

Die Marines halten dem Druck des Feindes stand und überstehen alle Angriffe. Die Reaktion  auf die permanente Unterversorgung der Männer durch eine desaströse Nachschub-Administration sind Plünderungen und ein reger Tauschhandel mit gestohlenen Armeegütern.  Zum ersten Mal treten dabei auch Konflikte zwischen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften auf und erste Standesdünkel kommen zum Vorschein.

Am Ende der Kämpfe sind die Truppen ausgebrannt und demoralisiert, immer noch schlecht versorgt und eine situationsbedingte Verrohung setzt ein. Die Ablösung der Marines durch „normale“ Armeeeinheiten mit ihren sauberen Uniformen und gut gefüllten Proviantsäcken erscheint den Männern wie ein Witz und zumindest in diesem Punkt wachsen Individualisten der Elitetruppe zu einer Einheit zusammen.

In der Heimat will Eugene  Sledge unbedingt zu den Marines, bei denen schon sein bester Freund Sidney im Einsatz ist. Sein Vater, als Arzt und Veteran wohl vertraut mit den Schrecken des Krieges, versucht dies zu verhindern. Er untersucht seinen Sohn Eugene regelmäßig und stellt Herzgeräusche fest, die einen Kampfeinsatz unmöglich machen. Eugene vetraut seinem Vater und fiebert neuen Nachrichten vom Pazifik-Schauplatz  regelrecht entgegen. Eigentlich ist Eugene ein verträumter Idealist und Bücherwurm, aber dieser Krieg lässt ihn nicht in Ruhe.

„Der Krieg verschont niemanden, auch den Unschuldigsten nicht“

Zwischenfazit:

Teil 2 ist eine düstere, nervenraubende Aneinanderreihung von teilweise ausufernden Kampfszenen, allerdings ohne jegliches sonst so gern bemühtes Pathos oder Glorifizierung.

Zu diesem Zeitpunkt kann die Serie noch nicht überzeugen,  gerade die o.g. Kampfszenen wirken ermüdend und eine Identifizierung mit den Charakteren fällt noch schwer. Allerdings ahnt der Zuseher, das dies erst der Anfang war und ihn noch ganz andere Herausforderungen als  Zuseher erwarten. Gerade der Realismus der konsequenten Handkameraführung, erstmalig im „Soldaten James Ryan“ eingesetzt, fordert den Zuschauer permanent und stellt seine Abstraktionsfähigkeit von Gewalt in verschiedenster Form auf die Probe.

Bis jetzt ist „The Pacific“ trotz Anfangskritik keine Serie, die man im Vorbeigehen schaut. Wer sich auf den Stoff und den Drehstil einlässt wird tief berührt. Größter Störfaktor ist und bleibt allerdings die allgegenwärtige Werbung in Form von Pop-Ups, Werbeblöcken und Programmhinweisen. Allein deshalb sollte man mit dem Anschauen warten, bis die DVD-Version auf deutsch erscheint oder zur englischsprachigen DVD greifen. Die Deutsche Fassung wird Ende November auf den Markt kommen, dann als Metallbox wie schon bei „Band of Brothers“ und für ca. 50 €.

Weiter mit Teil 3 – Melbourne