Serienrezensionen: The Pacific, Teil 3-5

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Teil 3 – Melbourne

Nach den aufreibenden und verlustreichen Kämpfen auf „Canal“ nehmen die Soldaten eine Auszeit im nicht allzu fernen Australien verordnet.  In Melbourne finden die 1.US Marines Unterkunft in einem Football-Stadion und nächtigen unter freiem Himmel. Den meisten ist es egal, da sie ohnehin nur schlafen wollen. Andere wie Robert „Bob“ Leckie und John Basilone ziehen es aber vor, das Ausgangsverbot zu ignorieren und machen die Stadt unsicher. Sie werden als Retter und Helden gefeiert und die Bewohner machen es den Männern leicht.

Gleich am ersten Abend sieht Bob Leckie eine junge Frau, die ihn magisch anzieht. Er stellt ihr nach, bekommt ihre Adresse und es entwickelt sich eine zunächst zaghafte, aber immer leidenschaftlicher werdende Affäre. Stella, seine Angebetete hat armenische Wurzeln und Bob wird mit offenen Armen in der Familie aufgenommen. Besonders Stellas Mutter fühlt sich zu Leckie hingezogen; sie sieht in ihm einen neuen Sohn, nachdem der erste als Kind verstarb. Leckies zurückhaltende Art und Bescheidenheit scheinen perfekt zu Stella zu passen. Leckie fühlt zum ersten Mal, was es bedeutet, in einer liebevollen Umgebung mit gegenseitiger Achtung und Respekt zu leben, denn das kannte er bisher von seiner Familie nicht.

Es geht ihm richtig gut, und der Gedanke an ein Ende durch einen erneuten Fronteinsatz dringt nicht zu ihm durch. Während für Bob aus Leidenschaft Liebe wird, treiben Stella jedoch ganz andere Gedanken um. Sie stellt sich die Frage, was wäre, wenn Bob nicht nach Australien zurückkäme und sein Leben an irgendeinem völlig unbekannten und unwichtigen Flecken Erde ein frühes Ende fände? Sie empfindet den Gedanken an den Verlust, den ihre Mutter erneut erleiden würde, als unerträglich und beendet die Beziehung zu Bob Leckie. Für Bob bricht eine Welt zusammen und er ertränkt seinen Kummer in Alkohol.

John Basilone lässt es in Melbourne richtig krachen. Der unbekümmerte Italo-Amerikaner sucht und findet jegliche Form der Entspannung, bis zu dem Tag, an dem ihm sein Kommandeur „Chesty“ Puller die Tapferkeitsmedaille (Medal of Honour) des Marine-Corps an die Brust heftet. Basilone wird aufgefordert, seinen Ruhm, der längst in der Heimat Tagesgespräch ist, zu nutzen, um dort als der „Held von Guadalcanal“ Kriegsanleihen zu verkaufen. Denn der Krieg ist teuer und Amerika ist pleite. Basilone beugt sich, verlässt die Truppe und reist ab in die Heimat.

„Es ist nicht der Krieg, der die Menschen verändert, denn der trägt den Willen zum Krieg in sich. Es sind vielmehr die Umstände, unter denen er stattfindet und wie der Mensch sich mit ihnen arrangiert“


Teil 4 – Cape Gloucester

Eugene Sledge ignoriert die Warnungen und „Untersuchungsergebnisse“ seines Vaters und meldet sich freiwillig zu den Marines. Er übersteht die Musterung problemlos und wird zu den Mörsern (Anm.: tragbare Granatwerfer zur Unterstützung von Infanterieeinheiten) der 1. US Marineinfanteriedivision versetzt. Er wird mit seiner Einheit als Ersatz für gefallene Soldaten in den Pazifik verlegt und landet Anfang Januar 1943 auf Pavuvu schließlich im selben Armeelager wie sein bester Freund Sid.

Die Männer um Bob Leckie müssen derweil auf Papua-Neuguinea um Cape Gloucester herum unter den extremsten Wetterbedingungen brutale Angriffe überstehen und verlieren nach und nach die Nerven. Leckie ist nach der Trennung von Stella nahezu traumatisiert und erkrankt an Depressionen. Während Dauerregens und permanenten Kampfhandlungen dreht ein Kamerad von Leckie durch und erwürgt mit bloßen Händen einen Schwerverwundeten Japaner.

Der erste Selbstmord in der Truppe läßt nicht lange auf sich warten und erschüttert alle, am meisten aber Leckie, der völlig den Boden unter den Füßen verliert. Er beginnt sich einzunässen, ist kampfuntauglich, unberechenbar und antriebslos und wird schließlich ins nahe gelegene Lazarett verlegt, landet aber wegen Platzmangels in der Army-Psychatrie. Sein Souvenir aus dem Dschungelkampf ist eine japanische Offizierspistole, die er behält und auch mit ins Lazarett nimmt.

Er baut dort eine vertrauensvolle Beziehung Army-Psychologen auf und lässt sich, nachdem sein Zustand sich deutlich verbessert hat, entlassen. Sein Preis: Die Pistole wechselt den Besitzer in Form eines Bestechungsgeldes an den Psychologen. Doch die Spätfolgen sind nicht zu leugnen – Leckie ist desillusioniert und hätte nichts gegen ein Ende seines Lebens im Feld einzuwenden.

Wieder wird klar, das Entmenschlichung grenzenlos sein kann, es immer noch eine weitere Stufe auf dem Weg zurück zum Beginn unserer Zivilisation gibt. Menschen werfen in solchen Situationen jeden zivilisatorischen Ballast ab, reduzieren sich auf den nackten Kampf ums Überleben mit allen Mitteln. Der Menschlichkeitsverlust ist weitgehend irreparabel und dieser Teil der Serie ist schlicht erschütternd. Der Zuseher leidet mit jedem Protagonisten mit und taucht ab in die schreckliche Wirklichkeit des Pazifik-Krieges:

„Was haben sie euch bloß angetan, was ist mit euch passiert?“


Teil 5 – Peleliu, die Landung

In der Heimat muss John Basilone feststellen, welch entwürdigende Rolle er in dem „The Bond-Tour“ (Bond=Anleihe) genannten  Werbefeldzug für den Verkauf von Kriegsanleihen spielt. Er verfällt seiner alten Rolle als Lebemann und nimmt, was er bekommen kann. Er badet im Luxus und im Ruhm seiner Taten. Als er erfährt, das sich sein Bruder freiwillig zur Army gemeldet hat, bittet er ihn jedoch inständig, sich nicht an die Front versetzen zulassen, sondern sich einen Armyjob in der Etappe zu suchen.

Eugene, Bob und ihre Kameraden treffen sich in einem Sammellager auf Pavuvu (das heutige Russel Island), einem kleinen Archipel der Salomonen. Noch erfüllt von geradezu euphorischem Kampfgeist treffen die Neuankömmlinge und kampferprobten Marines auf eine abgekämpfte und komplett desillusionierte Truppe. Eugene findet auch Sid, seinen besten Freund völlig verändert vor. Die jugendliche Unbekümmertheit ist ihm komplett abhanden gekommen und Eugene dringt kaum noch zu Sid durch. Die Einschiffung zur nächsten nervenzerfetzenden Schlacht um Peleliu (Palau-Gruppe), einer Insel mit einem kleinen Flugfeld wirkt zunächst erlösend, dieses Gefühl schlägt aber schnell in Entsetzen um,  als die Landung am 15. September 1944 beginnt.

Erstmalig verwenden die US-Marines die seit 1940 als  „Alligator Typ V“ bekannte Amphibienpanzer als Landungsboote. Anders als bei den üblichen Landungsbooten steigen die Truppen nicht außerhalb der Transportschiffe in die Boote, sondern bemannen im Schiffsrumpf die kleineren, leicht bewaffnete Amphibienpanzer. Dann werden wie bei RoRo-Fähren (Roll on-roll off Schiffe mit zwei klappbaren Ein- und Ausfahrrampen) die Schiffstore geöffnet und die Alligators setzen sich direkt aus der Dunkelheit des Schiffsinneren in die strahlende Sonne in Bewegung. Der Ein- und Ausstieg erfolgt nicht über eine Rampe, sondern über die Seiten des Panzerfahrzeugs.

Bereits in der ersten Phase der Landung geraten die Alligators unter massiven Beschuss der Japaner. Es gibt nicht ein Fahrzeug, das ohne Verluste den Strand erreicht. Eugene fühlt sich wie aus einem tiefen Traum mitten in eine unfassbare Wirklichkeit geworfen und ist wie gelähmt. Mit nur leichtem Gepäck und ohne ausreichenden Nachschub an Munition und Wasser kämpfen sich die Marines Meter für Meter unter entsetzlichen Verlusten über den Strand bis zur ersten minimalen Deckung aus Ufergestrüpp und entlaubten Bäumen vor.

Obwohl die abgebildeten Szenen schier unerträglich sind, kann man sich kaum von ihnen lösen und hofft mit jedem Mann mit, diese Hölle einfach nur zu überleben. Allein in diesem Strandabschnitt Pelelius im Südwesten, nahe des Flugfeldes, sind an der Landungsoperation 15.000 Marines beteiligt. Später kommen im Westen bei einer weiteren Landungsoperation die 321 ste und 323 ste US-Infanteriedivision mit 13.000 Mann hinzu. Ihnen stehen 12.000 schwer bewaffnete und eingegrabene Japaner der 14. Division gegenüber.

Am Ende des Tages haben Bob Leckie, Eugene Sledge und die anderen den Strand überwunden und liegen in leichter Deckung kurz vor dem Flugfeld. Die alles entscheidende Frage an diesem Abend war aber weder strategisch noch militärisch, sondern elementar:

„Wer hat noch Wasser, wer hat noch  Munition?“

(Anmerkung des Verfassers: Grundlage für einen erfolgreichen Feldzug gegen die Japaner war das Erreichen der Luftherrschaft über die von Japan eroberten Gebiete. So lange die Amerikaner keine Flughäfen verwenden konnten, sondern von der Reichweite ihrer eingesetzten Flugzeugträger abhängig waren, war ihr Einsatzgebiet stark eingegrenzt. Mit der Strategie des „Inselspringens“ war es das oberste Ziel, gegnerische Flugfelder zu erobern und als Stützpunkt für die nächste zu erobernde Insel zu benutzen. Das Endziel dieser Strategie war die Eroberung von Flugfeldern, von denen aus das Kernland Japans erreichbar wäre. Das wussten natürlich auch die Japaner, deren Angriffsradius mit jedem verlorenen Flugfeld kleiner wurde. Entsprechend heftig wurde jedes Flugfeld verteidigt, um genau dieses Endziel unerreichbar zu machen)

Weiter mit Teil 6 – Peleliu, das Flugfeld

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