Serienrezensionen: The Pacific, Teil 6-8

Teil 6 – Peleliu, das Flugfeld

Am nächsten Morgen hat sich die Situation nicht wesentlich geändert, wenn in der Nacht nicht etwas außergewöhnliches passiert wäre:  Ein Kamerad hatte im Schlaf Albträume und bekam einen hysterischen Anfall, der sich in markerschütterndem Jaulen und tierischem Geheul äußerte. Es wurde immer lauter und intensiver und die Gruppe um ihn herum musste befürchten, dass die Japaner ihren tatsächlichen Standort so herausfinden könnten. Der Kamerad wurde zum Schweigen gebracht. Die Bestürzung war nur kurz, denn mit der Aussage „… er hätte uns alle verraten…“ wurde jedes Eingreifen entschuldigt.

Mit dem Befehl zur Überquerung des Flugfeldes schwand bei den Männern jede Hoffnung auf einen glimpflichen Ausgang der Schlacht. Das Ziel war klar: Die dem Flugfeld gegenüber liegenden Hügel mussten erreicht und erobert werden, da die Japaner sich dort eingegraben hatten und mit ihrer schweren Artillerie den Fortgang der Operation schwer behinderten, wenn nicht sogar aufhalten würden. Dazu musste zuvor das Flugfeld überquert werden, denn der einzige Zugang zu der Hügelkette lag genau am anderen Ende des Flugfeldes. Für die 1. US Marines bedeutete dies einen Sturmangriff über 1 Kilometer freies Gelände ohne jegliche Deckung.

15.000 Mann, verteilt auf mehrere Angriffskorridore begannen ihrem Wettlauf gegen den Tod.

Die gezeigten Szenen dieses Todeslaufes sind nicht erklär- oder beschreibbar. Auf jeden Fall erklimmt dieser Teil eine weitere Stufe auf der nach oben offenen Spirale von Gewalt, Tod und Verstümmelung.

Auf der Hälfte des Weges müssen die Männer eine Pause einlegen. Alle fühlen mehr als sie denn wissen, dass ihre Verluste immens sind. Mehrere Unteroffiziere, das Rückgrat der Armee, der Funker, Mörserteams und viele, viele Männer sind gefallen oder schwerst verwundet. Zudem fehlen Sanitäter, das allzeit knappe Wasser und ein funktionsfähiges Funkgerät.

Bob Leckie,  seit Pavuvu der Aufklärungseinheit zugeteilt,  bekommt den Auftrag, den gleichen bereits zurückgelegten Weg erneut zu gehen und ein Funkgerät sowie dringend erforderliche Sanitäter zum Zwischenstopp zu bringen. Jedem, auch Leckie selbst,  ist klar, dass er kaum eine Chance hat, dieses Himmelfahrtskommando lebend zu überstehen. Aber er verspricht seinen Kameraden zurückzukehren und setzt sich ab. Als nun einziges bewegliches und erreichbares Ziel nehmen ihn die Japanischen Scharfschützen ins Visier,  er rennt durch einen wahren Kugelhagel, aber wie durch ein Wunder schafft Leckie den Weg zurück, erreicht die Nachschubposition, übermittelt seinen Auftrag und….wird im selben Moment von der Detonation einer schweren Artilleriegranate der Japaner schwer verletzt. Im Wegdämmern empfindet er nur eine bittere Enttäuschung darüber, sein Versprechen nicht eingelöst zu haben. Wie es scheint, ist für Robert „Bob“ Leckie der Krieg zu Ende.

„Chesty“ Puller lässt die Verluste zählen und erstellt eine ernüchternde, für den Bestand der Truppe überaus gefährliche Zwischenbilanz.

Zwischenfazit bis hierher:

„Im Krieg zählt der Einzelne, sei er Verlust oder Gewinn, rein gar nichts. Nur das Team besteht, nur die Einheit kann gewinnen“

 

Teil 7 – Peleliu, die Hügel

Der letzte Abschnitt der Eroberung Pelelius beginnt mit einem Vordringen der Marines in die Hügel der Insel. Bereits zu Beginn gerät ein Erkundungstrupp unter heftigen Beschuss, ein Rückzug ist unvermeidlich. Es stellt sich heraus, dass die gesamte Hügelkette von Bunkern, Erdlöchern, Gräben und Höhlen durchzogen ist und die Japaner aus diesen gesicherten Stellungen heraus einen absolut tödlichen Streubeschuß  durchführen.

In den folgenden Tagen (der gesamte Feldzug gegen Peleliu dauerte 4 Wochen) wogen die Kämpfe hin und her, Hügel werden eingenommen, verloren, wieder erobert und wieder verloren. Die Stellung und der Einsatzbefehl wird für die Marines unhaltbar und undurchführbar. Eine Verbindung zum Marine-Corps kann nicht hergestellt werden, sämtliche Funkgeräte sind ausgefallen. Während sich der befehlshabende Lt. Jones zum Stab absetzt, um den Angriffsbefehl ändern zu lassen, fällt der „Skipper“ genannte Captain von Eugenes Kompanie sowie viele weitere Kameraden den japanischen Scharfschützen zum Opfer.

Die Taktik wird daraufhin geändert und Eugene wird Mitglied in einem sog. Korkenzieher-Team, dass die japanischen Höhlen und Bunker ausräuchern soll. Eine menschenverachtende und höchst umstrittene Strategie, bei der Stellungen (und die darin befindlichen Soldaten) zunächst mit einem Flammenwerfer in Brand gesetzt und dann mit Handgranaten eingedeckt werden. Zum Finale übernehmen Schützen mit automatischen Waffen (MP’s) Diejenigen, die brennend und verstümmelt aus ihren Stellungen taumeln. Eugene nimmt an diesem Massaker teil, ohne weiter darüber nachzudenken. Lediglich seine Tagebuchaufzeichnungen zeugen von seiner tatsächlichen Gemütslage. Sein ganzes Streben besteht zwar darin, „Japse zu töten“, aber die letzte Schwelle ist noch nicht erreicht, mit deren Überschreitung ein Mensch keinerlei Mitgefühl mehr empfindet und alle zivilisatorischen Errungenschaften abgelegt hat. Er agiert dann nur noch auf der untersten Evolutionsebene wie ein Verstand besitzendes Raubtier.

Bob Leckie trifft nach seiner Verwundung auf einem Lazarettschiff einer der Kameraden, denen er seine Rückkehr ins Feld versprochen hatte. Seine Schuldgefühle, sein Versprechen nicht eingehalten zu haben sind überwältigend. Sein Kamerad aber entlastet ihn behutsam und relativiert Leckie’s Versprechen dahingehend, das er ja schließlich gerettet worden sei, weil Leckie seinen Auftrag noch erfüllt hatte, bevor er selbst verwundet wurde. Beide sind froh, den Krieg lebend überstanden zu haben und werden in die Heimat verschifft. Für sie ist der Krieg tatsächlich  zu Ende.

Am Ende der Schlacht um Peleliu haben die Amerikaner rund 2.400 Tote und 8.500 Verwundete zu beklagen, auf japanischer Seite fanden 10.700 Mann den Tod, lediglich knapp 200 Japaner gingen in Gefangenschaft. Der Rest wurde vermisst gemeldet, Überreste fanden sich erst Jahre später, was ein weiteres Indiz für die Grausamkeit der Korkenzieher-Strategie ist.

In der Heimat wird John Basilone wie ein Held gefeiert und genießt seinen Ruhm in vollen Zügen. Doch eine seiner diversen Liebschaften konfrontiert ihn mit der Wahrheit über die „Bond-Tour“, in der er nur ein Werkzeug zur Förderung der wirtschaftlichen Interessen der Rüstungskonzerne ist.

Teil 8 – Iwo Jima

Eugene Sledge, der mittlerweile den Spitznamen „Sledgehammer“ (Vorschlaghammer) wegen seiner Aktionen auf Peleliu bekommen hat, Snafu, sein Kompaniekamerad und vollständig abgestumpfte Marine-Veteran und seine weiteren Kameraden werden weiter von Schlacht zu Schlacht geschickt. Das Sterben und Töten auf beiden Seiten findet einfach kein Ende.

John Basilone stellt derweil fest, dass er in der Heimat nicht länger als Held gefeiert werden will, während seine Kameraden im Pazifik Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel setzen.

Er kehrt der „Bond-Tour“ den Rücken und meldet sich für den Rest seiner Dienstzeit als Ausbilder für Rekruten. In Camp Pendleton, dem Ausbildungscamp des US Marine-Corps trifft er auf genau 2 Rekruten, die sich freiwillig zum Dienst gemeldet hatten. Nach anfänglichem Zögern betrachtet Basilone jedoch seinen Ausbildungsauftrag als unabhängig von der Einheitengröße und nimmt die beiden hart ran. Nach und nach treffen weitere Rekruten ein und Basilone erwirbt sich den Ruf eines Schleifers. Aber auch hier holt ihn sein Ruhm als Held von „Canal“ wieder ein und die meist gestellte Frage lautet, wie viele Japse er denn getötet hätte.  Als einige Rekruten meinen, auch ohne Ausbildung endlich Japaner töten zu wollen, rastet Basilone aus und hält seinen Männern eine Standpauke:

„Den Japaner, den sie zu kennen glauben, den gibt es nicht, der ist eine Erfindung von Werbezeichnern in der Madison Avenue um Seife zu verkaufen. Der japanische Soldat hat in Wirklichkeit schon Krieg geführt, als Sie noch in die Windeln geschissen haben.  Sie bekommen es mit einem Soldaten zu tun, der mit einem Pfund verfaulten Rosinen und ein paar Kilo Reis 4 Wochen lang in seiner Stellung ausharrt und darauf wartet, Sie endlich mit jeder ihm nur bekannten Methode zu töten. Er ist fanatisch, dem Kaiser treu ergeben und er wird sein Leben opfern, bevor er Ihnen auch nur einen Quadratzentimeter seines Heimatlandes überlässt. Das ist es, was Sie erwarten können!“

Nach dieser Ansprache bleiben die Fragen aus und die Männer beginnen zu ahnen, welche Vorteile sie aus der praxisorientierten Ausbildung Basilones ziehen können.

Er lernt im Camp Lena Mae Riggi kennen, Sergeant der Frauen-Reserve des Marine-Corps. Zaghaft und immer wieder an seine Vergangenheit erinnert, nähert er sich Lena, erobert schließlich doch ihr Herz und heiratet sie am 10. Juli 1944 in Oceanside. Das Glück währt nur kurz, denn John hat seine Dienstzeit verlängert und geht erneut an die Front im Pazifik.

Als Truppführer (Gunnery Sergeant) einer Maschinengewehreinheit auf Iwo Jima versucht er am 19. Februar 1945, seine Kameraden durch das heftige Sperrfeuer der Japaner vom Strand weg ins Binnenland zu schleusen, wird von mehreren Geschossen der Japaner getroffen und stirbt noch am Strand.

(Anmerkung des Verfassers: Post mortem erhielt John Basilone auch das Navy Cross sowie das Purple Heart für seinen Einsatz. Nach ihm sind verschiedene Einheiten der Seestreitkräfte, Straßenzüge, Brücken, Gedenkstätten etc. benannt.)

Lena erhält wenig später die Todesnachricht in Camp Pendleton. Sie hat nie wieder geheiratet und starb im Juni 1999 mit 86 Jahren.

Weiter mit Teil 9 – Okinawa

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