Die Geschichte der Bounty, Teil 2 – Pitcairn

Die Geschichte der Bounty wäre nicht vollständig, wenn man den weiteren Verlauf der Ereignisse auf Pitcairn, dem selbstgewählten Exil der Meuterer, nicht verfolgen würde.

Pitcairn gehört zu den Pitcairn-Inseln und ist die Hauptinsel des Archipels. Die Inselgruppe liegt mitten im Südpazifik ungefähr 3.000 Seemeilen von Südamerika und 2.700 Seemeilen von Neuseeland entfernt. Die Hauptinsel ist die zweitgrößte und einzig bewohnte des Archipels und hat eine Fläche von 4,5 qkm. Die Inseln sind britische Kronkolonie und Großbritanniens abgelegenstes Territorium. Die Sprache ist allerdings „Pitkern“, ein Mix aus dem zur Zeit der Meuterei gesprochenen Englisch und Tahitianisch.

Nachdem die Meuterer im Januar 1790 die H.M.A.V (später offiziell H.M.S) Bounty nach nur 8 Tagen Aufenthalt angezündet und versenkt hatten, lebten – von der Außenwelt abgeschnitten – insgesamt 27 Menschen auf dem Eiland. Dies waren neun Europäer inklusiv ihres Anführers Fletcher Christian, sechs Polynesier sowie 12 Frauen, allesamt aus Tahiti stammend. Die Insel war unbewohnt, konnte aber den Flüchtigen einen sicheren Aufenthalt ermöglichen. Es gab kein Quellwasser, so das die Inselbewohner auf Zisternen zurückgreifen mussten, die sich aus den reichhaltigen Regenfällen speisten.

Es muss dort anfänglich wie ein Paradies auf die Europäer gewirkt haben, denn der fruchtbare Boden und das ganzjährig milde Klima ließen so manche Kulturpflanze prächtig gedeihen. Gleichzeitig genossen alle zu Beginn ihres Aufenthalts die Ferne einer übergeordneten Regierung und die damit verbundene Freiheit.

Die Bewohner gründeten oberhalb der „Bounty Bay“, dem Ankerplatz der Bounty, die bislang einzige Ansiedlung der Insel mit dem Namen „Adamstown“, benannt nach einem der Meuterer, John Adams alias Alexander Smith. Die neue Freiheit brachte jedoch mit sich, das nicht alle Bewohner mit ihr zurecht kamen. Die dirigierende Hand fehlte und so kam es im folgenden zu schwerwiegenden Konflikten, die zum einen aus den europäischen Wert- und Moralvorstellungen stammten und zum anderen aus den Gewohnheiten und Eigensinnigkeiten einzelner Ex-Meuterer resultierten. Die Polynesier wurden wie Sklaven gehalten und mussten sich drei Frauen teilen, während die Europäer jeweils eine Tahitianerin zur Frau nahmen. Gleichzeitig entdeckte einer der Meuterer, William McCoy, wie man aus der Wurzel der heimischen Keulenlilie Schnaps brennen konnte, verfiel dem Alkohol und starb bei einem Sturz von den Klippen. Der Unmut der Polynesier über die ausbeuterischen und maßlosen Europäer eskalierte in der Ermordung von John Williams und drei weiteren Meuterern, drei Tage später gefolgt von Fletcher Christian. Die anschließende Rache der Seeleute führte dazu, dass  alle männlichen Polynesier getötet wurden. Die Frauen wurden verschont. Ende des Jahres 1799 lebten  letztlich nur noch John Adams, 10 Polynesierinnen und 23 Nachkommen der Meuterer auf Pitcairn.

John Adams  war nach den Vorkommnissen geläutert, verbot den Alkohol, las täglich aus der Bibel und starb als gottesfürchtiges und angesehenes Oberhaupt der kleinen Gemeinde am 5. März 1829.

1838 wurde Pitcairn britische Kronkolonie. In der Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts erfolgte der erste Exodus. Die damals knapp 190 Bewohner verließen wegen Platzmangels die Inseln und segelten nach Norfolk-Island, ca. 800 Seemeilen vor Australien, was ihnen von der britischen Regierung als Ersatzheimat angeboten worden war. Aber bereits nach 18 Monaten kehrten 17 „Pitcairners“ zurück, 5 Jahre später gefolgt von weiteren 27 Menschen.

Im Jahre 1937 war die Bevölkerung auf über 200 Menschen angewachsen, nahm aber in der Folgezeit rapide ab. Viele junge Menschen zog es nach Neuseeland, um dort ihr Glück zu versuchen, denn das Leben unter Beschränkungen und keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten schürten die Unzufriedenheit unter den Bewohnern.

1999 waren Gerüchte  über Kindesmissbrauch, Vergewaltigungen und einen Verfall der Moral aufgekommen, nachdem Großbrittanien eine Polizistin auf die Inseln geschickt hatte, um das Rechtsverständnis und die Innere Ordnung dort zu verbessern. Im Oktober 2004 wurden ein direkter Nachkomme von Fletcher Christian und drei weitere Einwohner wegen Missbrauchs und Vergewaltigung in mehrfachen Fällen angeklagt und verurteilt.

Danach wurde es wieder ruhig um die Heimat der Meuterer. Nach einem langen Zeitraum, in dem die Bevölkerungszahl stagnierte, kam im Jahre 2007 3 Nachkommen zur Welt, jedoch liegt die Geburtenrate seitdem konstant bei Null. Heute (2011) leben noch um die 50 Einwohner auf der einzigen bewohnten Hauptinsel des Archipels, zu über 90 % sind es Nachkommen der Meuterer.

„Quellen: Wikipedia, index-mundi, visitpitcairn.pn, stern.de, spiegel.de, markuskapeller.ch“