Nachlese Tactica 2013

Nachdem die Tactica nun zumindest für dieses Jahr Geschichte ist, möchte ich eine kleine Nachlese halten.

Für mich als Mitglied der Tactica-2013-Crew der Division Hamburg im Miniwar Hamburg e.V. war die Messe ein voller Erfolg. Unsere Präsentation des Tabletop-Strategiespiels „Behind Omaha 1:72“ wurde sehr gut angenommen, sowohl von den Besuchern als auch von den Veranstaltern der Tactica. An diese ergeht noch einmal mein herzlicher Dank an die tolle Organisation, den wirklich guten Standplatz unserer Platte und vor allem die Einladung zur Tactica 2014. Von den mehr als 1.500 Besuchern der diesjährigen Tactica, was einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 30% entspricht, fanden so einige den Weg zu unserer Präsentation und ließen uns an beiden Tagen kaum Zeit zum Luftholen.  Mit wenigen Ausnahmen liefen die ganze Zeit über Demospiele, das Interesse am Spiel war nicht zuletzt wegen der unübersehbaren Vorteile sehr groß.

Ich möchte die Vorteile des Systems noch einmal hervorheben

– kostenloses Regelwerk
– flexible Hausregeln
– historischer Bezug, sehr gut und umfassend nachrecherchierbar
– eine aktive Community
– Herstellerunabhängigkeit
– preisgünstiger Einstieg, da keine Nischenprodukte erforderlich sind
– ausbalancierte Profillisten
– nahezu unbegrenzte Erweiterbarkeit
– gleichermaßen für Modellbauer wie für Wargamer attraktiv

Kontakt und mehr:  Community-Forum
Regelwerk und Profillisten: Community-Website Behind Omaha.de

Neben den Aktivitäten rund um unsere eigene Präsentation gab es wieder sehr viel zu sehen, ich konnte mir jede Menge Anregungen für mein Hobby holen und auch einige Händlerkontakte sind nicht zu verachten. Was mich allerdings an meine Grenzen gebracht hat, war das Bring&Buy. Hier konnten private Verkäufer ihre Angebote an der Kasse abgeben, um den Verkauf kümmerte sich das Tactica-Team der Veranstalter. Es war unglaublich voll, zumindest am ersten Tag, und nach gut 45 Minuten in der Warteschlange hatte ich wackelige Beine. Nicht zuletzt auch wegen der Schnäppchen, die ich ergattern konnte und die es zu verteidigen galt.Auch mein Fantasy-Herz schlug wieder höher, denn in den vergangenen Jahren sind einige Hersteller mit Miniaturen auf den Markt gegangen, deren Qualität ausgezeichnet ist und die zumindest mir Anlaß geben, mich weiter vom Games Workshop und seiner Produkt- und Kundenpolitik unabhängig zu machen. So steht in den nächsten Wochen und Monaten ein kompletter Umbau meiner Bretonen an. Ich werde hier dazu einige Artikel verfassen. Nur soviel sei im Vorwege verraten: Die guten alten Landsknechte, Bogenschützen, Fahrenden Ritter  und berittenen Knappen des Games Workshop haben in meiner Bretonen-Armee ausgedient!

 

 

 

Kurzgeschichte: „Eine Frage der Ehre“, Warhammer Fantasy

Der Kurzgeschichten-Wettbewerb II im Warhammer-board ist nun beendet, die eingereichten Geschichten wurden bewertet und der Sieger steht auch fest. Auch wenn ich nicht der Gewinner des Wettbewerbs bin, erfüllt es mich doch mit einem gewissen Stolz, den 4.ten Platz erreicht zu haben und möchte Euch meine Geschichte nicht vorenthalten.

Hier nun also die zweite Geschichte meines Storyboards:

Eine Frage der Ehre

Gilbert Flagoulette erwachte. Mühsam versuchte er, seine bleierne Müdigkeit abzustreifen und sein Bewusstsein vollständig wieder zu erlangen. Seine Augenlider waren mit irgendeiner zähen Substanz verklebt und ließen sich nur mit größter Willensanstrengung öffnen. Sein ganzer Körper schmerzte ihn und als er versuchte, seinen rechten Arm zu heben, durchzuckte ihn dort ein heftiges Stechen. Dabei wollte er sich nur die Augen wischen, um klar sehen zu können. Halb blind hörte er gedämpft und wie aus weiter Entfernung tierisch klingende Laute und unmenschliches Gestöhn. Die Schmerzen ignorierend richtete er sich auf und bald saß er halbwegs aufrecht auf dem Boden. Alles um ihn herum schien feucht und klebrig zu sein und als er es endlich schaffte, seine Augen gänzlich zu öffnen, erblickte er zu seinem Entsetzen um sich herum nur tote Leiber. Sein treues Schlachtross lag aufgeschlitzt ein paar Meter entfernt von ihm und regte sich nicht. Ein Körper zu seiner rechten trug einen Überwurf, der mit den Insignien seines Lehens versehen war. Er wusste nicht, wer es war, der da lag, denn der Körper des Trägers war verstümmelt, der Torso kopflos. Er bemühte seine Erinnerung und langsam dämmerte ihm die Wahrheit: Er befand sich auf einem Schlachtfeld, die Kämpfe schienen vorüber zu sein. Er selbst schien schwer verwundet zu sein, neben dem Schmerz in seinem Arm konnte er sein linkes Bein nicht bewegen, es schien gebrochen zu sein. Was er außerdem noch wusste: Er war als Träger der Herzogsstandarte seines Lehnsherrn, Herzog Jacques d‘ Aquitaine zusammen mit diesem und der Hauptstreitmacht der herzoglichen Truppen aufgebrochen, um einen der ständig wiederkehrenden Überfälle der Bestien des Waldes zu sühnen. Dabei waren sie in einen Hinterhalt geraten und in einem entsetzlichen Gemetzel niedergemacht worden.

Ein tiefes Brüllen vom nahen Waldrand ließ ihn aufschrecken, denn so dasitzend fühlte er sich hilflos und ungeschützt. Die Urlaute der Bestien hatten sich tief in sein Gedächtnis eingegraben und beim Gedanken daran, es könnten noch einige von ihnen am Leben sein, erschauerte er. Es sah nicht so aus, als könne er Unterstützung von anderen Herzogstreuen erwarten, denn hier regte sich nichts mehr. Dafür war das Gebrüll umso bedrohlicher und verhieß nichts Gutes für seine eigene Zukunft. Er musste hier weg, egal wie. Er durfte den Bestien nicht in die Hände fallen, denn er hatte immer noch die Insignien des Herzogtums bei sich, wie die Standarte, die neben ihm im Blute seiner Mitstreiter lag. Er sah sich genauer um und hielt Ausschau nach Herzog Jacques, doch er konnte ihn nicht erblicken. Vom Waldesrand ertönte wieder dieses kehlige und triumphierende Gebrüll und ein Verdacht keimte in ihm auf: Entweder schändeten die Bestien den toten Herzog oder…sie hatten ihn lebend in ihre Gewalt gebracht! Trotz seiner Verletzungen und seinem Drang, sich in Sicherheit zu bringen, gemahnte ihn sein Gelübde, nicht zu verzagen und um seinen Lehnsherren zu kämpfen, egal, wie es um ihn selbst stünde.

Wie unter Zwang bereitete er sich darauf vor, erneut zu kämpfen und begann sich selbst zu untersuchen. Sein Schwertarm machte ihm in erster Linie Sorgen. Der Oberarm wies eine lange, tiefe und immer noch blutende Wunde auf. Einer oder mehrere Hiebe hatten offensichtlich seinen Armschutz durchdrungen und den Schnitt verursacht. Er griff mit der anderen Hand in seinen Gürtelbeutel, nahm ein Stück Stoff heraus, und verband damit seinen Arm so gut er konnte. Er schlang den dünnen Lederriemen des Beutels fest um die Wunde und hoffte so, die Blutung zu stoppen. Den Beutel ließ er fallen. Mit seinem Bein war es nicht ganz so einfach. Er griff nach dem Schaft der zerbrochenen Axt eines toten Mitkämpfers, zog dessen Beutelriemen aus seinen Ösen und schiente mit beidem so gut es ging sein Bein. Danach musste er sich ausruhen, weil ihm schwindlig wurde. Er tastete mit der linken Hand nach dem Schaft der Standarte, zog ihn zu sich heran, und als der Schwindel nachließ, stand er auf, gestützt auf seine Standarte. Unsicher schwankend stand er bald aufrecht und überblickte er das wahre Ausmaß der Metzelei. Im Umkreis von 300 Metern lagen übereinander getürmt Leichen von Bretonen und Tiermenschen auf der Lichtung, auf der die Schlacht stattgefunden hatte, gleichermaßen abgeschlachtet. Überall fand sein Auge abgetrennte Gliedmaßen, aufgeschlitzte Bäuche und verstümmelte Körperteile. ‚Der ganz normale Wahnsinn einer mörderischen Schlacht‘ konstatierte er grimmig.

Das Chaos ignorierend wagte er einen ersten Schritt. Trotz heftiger Schmerzen ging dies leichter als angenommen und so fasste er neuen Mut. Sein Schwert lag direkt vor ihm zu seinen Füßen, er hatte es zuvor gar nicht bemerkt. Mühsam bückte er sich, hob es mit seinem verletzten Arm auf und steckte es in sein Schwertgehänge. Dann tat er den nächsten Schritt und strebte der erhofften Deckung des Waldesrandes zu. Er unterdrückte den Impuls, von diesem Ort des Todes zu flüchten und suchte vielmehr Deckung im Gestrüpp des Waldes. So stand er da, geräuschlos und unbeweglich, und sammelte seine verbliebenen Kräfte. Wie lange er so verharrte, wusste er nicht. Urplötzlich nahmen seine nunmehr wieder geschärften Sinne einen pestilenzartigen Geruch wahr. Gilbert fühlte sich beobachtet und schauderte bei dem Gedanken an seine Wehrlosigkeit. Etwas bewegte sich raschelnd hinter ihm durch das Unterholz, es war mehr wie ein Wispern als wie ein wirkliches Geräusch. Jemand oder etwas bemühte sich geschickt, jedes Geräusch zu vermeiden. Ob es nun Intuition war oder nackte Angst, er erstarrte zu einer Säule. Der Dreck an seiner Kleidung half ihm, nahezu mit seiner Umgebung zu verschmelzen. Er konnte sich nicht umdrehen, ohne die Aufmerksamkeit des anderen Wesens zu erregen, musste aber irgendwie der Gefahr ins Auge blicken, um sich gegen einen Angriff wehren zu können. So entschied er sich für die alte Taktik, das Überraschungsmoment zu nutzen. Als er sich sicher war, das das Andere in Reichweite seines Schwertes war, griff er seinen Gegner an. Er wusste, er hatte nur einen einzigen Versuch! Unter größter Konzentration und Kraftanstrengung drehte er auf seinem gesunden rechten Bein um, reckte sich zu voller Größe und zog gleichzeitig mit einer fließenden Bewegung sein Schwert aus der Scheide. Der Schmerz in seinem Arm drohte ihn zu übermannen aber er legte alle Kraft in diesen einen Hieb. Und das Glück war ihm hold! Überrascht und entsetzt zugleich riss der hinter ihm lauernde Ungor die Augen auf, versuchte eine müde Abwehr, doch  Gilberts Hieb traf das Tier mitten am Halsansatz und trennte seinen Kopf vom Rumpf ab. Ohne einen weiteren Laut sank der Gegner zu Boden. Gilbert schwankte, getragen von seinem gewaltigen Schwertstreich und prallte gegen den Baum, der ihm bisher Deckung gegeben hatte. Sein Arm hing kraftlos herab, die Hand umklammerte wie festgeschmiedet sein Schwert.

Fürs erste schien die Gefahr gebannt zu sein, aber er konnte nicht ausschließen, dass noch weitere Sucher wie dieser Ungor in der Gegend umherstreiften. Setzen konnte er sich nicht, er hätte sich nicht wieder aufrichten können. So lehnte er sich weiter an seinen einzigen Halt, den schützenden Baum und versuchte erneut, Kräfte zu sammeln.

Er verspürte starken Durst und fühlte sich schwach. Ihm wurde klar, dass er sich zuerst stärken müsste, bevor er sich Gedanken um die Rettung des Herzogs machen konnte. Um sich blickend entdeckte er allerlei Bündel und Beutel, fortgeworfen vom geflüchteten Bauernpack.  Mit dem Schwert angelte er sich einen der in seiner direkten Nähe liegenden Beutel und zog ihn zu sich heran. Wieder hatte er Glück, denn er fand darin etwas in ein Tuch eingewickeltes, altbackenes Brot und ein kleines, mit einem primitiven Wachspfropfen verschlossenes Trinkhorn, in dem noch Flüssigkeit gluckerte. Er begann seine karge Mahlzeit. Er würgte das harte Brot mit wenigen Bissen herunter und spülte mit dem billigen, mit Wasser versetzten Wein aus dem Trinkhorn nach. Selbst diese kleine Menge des geistigen Getränks erfüllte seinen Magen mit wohliger Wärme und er fühlte sich gleich besser.

Er begann seine Möglichkeiten zu durchdenken und kam zu dem immer gleichen Schluss. Was immer er auch unternehmen würde, seine Verletzungen sowie die Tatsache, dass er keinerlei Unterstützung erwarten konnte bedeuteten wahrscheinlich seinen sicheren Tod. So schien es ihm egal, was er als nächstes tat und wie. Er entschied sich für den direkten Weg – an den Feind heranschleichen, den Zustand des Herzogs feststellen und den Gegner töten. Eine echt bretonische Lösung! Es gefiel ihm direkt, auf diese Weise ehrenvoll zu enden und er begann sogleich damit, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Denn wenn erst die Dunkelheit hereinbräche, sollte er sich in unmittelbarer Nähe seines Herzogs befinden, um dann das Überraschungsmoment erneut für sich zu nutzen.

Und so lauschte er in den Wald hinein. Wie auf Befehl ertönte wieder das tierische Gebrüll, allerdings diesmal gemischt mit Waffengeklirr und menschlichen Rufen. Das konnte nur eines bedeuten! Der Herzog lebte und kämpfte noch! Eile war geboten und so setzte Gilbert sich in Bewegung, direkt auf die Geräusche zu.

Das hatte er sich allerdings einfacher vorgestellt als es dann war. Der Angriff auf den Ungor hatte ihn wirklich an die Grenzen seiner Kräfte gebracht, sein Schwertarm blutete wieder stärker und sein Bein drohte seinen Dienst zu verweigern. Er wurde sich der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens erneut bewusst, aber seinen Herzog im Stich zu lassen kam ihm schändlich und ehrlos vor und stand gegen alles, was er feierlich gelobt hatte. Und so schleppte er sich durch den Wald, bemüht, wenig Geräusch zu verursachen und blendete dabei alles aus, was ihn von seiner Mission abbringen könnte. Und so übersah er fast die Fanfare des Musikers der Herzogsgarde direkt vor ihm auf dem Boden. ‚Immerhin etwas‘ dachte er sich, angelte wieder einmal mit dem Schwert, das er diesmal vorsorglich in die linke Hand genommen hatte, um seinen verletzten Arm zu schonen, nach der Fanfare und drückte sie an sich. ‚Zwei in Einem‘ sinnierte er. Weiter ging es. Die Kampflaute wurden immer lauter, er befand sich also auf der richtigen Fährte.

Mit jedem Schritt wuchs sein Selbstvertrauen, plötzlich schienen ihn seine Einschränkungen nicht mehr zu behindern. Wieder lag etwas vor ihm im Unterholz, blitzend und metallisch, direkt daneben der tote Leib des 1. Gardisten der Herzogsgarde. Das Schwert des Champions! Welch ein Fund! ‚Drei in Einem‘ dachte er, ‚besser geht’s nicht‘. Wieder angelte er mit dem Schwert, diesmal aber die Waffe und tauschte sie gegen seine eigene aus. Sein eigenes Schwert steckte er zurück in sein Schwertgehänge, das Schwert des Champions behielt er in der Hand. Bestens in Schwertkunde unterrichtet, übte er nun mit dem linken Arm einige Finten, Paraden, Hiebe und Stöße und freute sich über die Ausgewogenheit der Waffe. Spontan entschied er sich dafür, im bevorstehenden Kampf die Waffe auch mit dem linken Arm zu führen. So gerüstet erreichte er wenige Augenblicke später den Schauplatz des letzten Gefechts der d’Aquitaines.

Auf einer kleinen Lichtung sah er seinen Herzog, einen Baum im Rücken als Deckung, seine Waffe in der einen und seinen Schild in der anderen Hand. Er atmete schwer und blutete aus mehreren mehr oder weniger schweren Wunden. Um ihn hatten sich 5 bereits verwundete Gardisten zu Fuß geschart  und deckten den Herzog vor den Angriffen einer Horde von 20 oder 25 Tiermenschen, die unablässig mit ihren primitiven, kruden Waffen auf sie einschlugen.

Ohne zu überlegen hob Gilbert die Fanfare und schmetterte das Angriffssignal des Königs, welches ihm sehr wohl bekannt war, in den dunklen Wald. Die Bestien erstarrten augenblicklich und drehten sich zu Gilbert um, der wie eine Ausgeburt der Hölle verdreckt und blutüberströmt in ihrem Rücken in der Dämmerung auf der Lichtung stand. Dieser Anblick ließ selbst die abgebrühten Bestien erschauern und ihre Kampfmoral begann zu wanken. Das war der richtige Moment! Gilbert ließ die Fanfare fallen, streckte das Schwert zum Angriff vor, warf die Krücke von sich und stürmte los. Die Gardisten taten dasselbe und urplötzlich waren die Bestien in der Zange der Bretonen. Hieb auf Hieb, Schlag auf Schlag, Schnitt auf Schnitt, mit jedem Streich fiel ein Tier tot oder verwundet zu Boden. Binnen weniger Augenblicke hatte sich das Blatt gewendet und die Bretonen die Schlacht für sich entschieden. Das letzte, was Gilbert nach dem tödlichen Stoß des Hordenführers  der Bestien in seine Brust noch verspürte, war eine große Ruhe und Zufriedenheit. Die Rettung des Herzogs war eine Frage der Ehre gewesen, und er hatte nicht gefehlt.

Flashlight: Kurzgeschichten-Wettbewerb, Gerüchte, Neuheiten

Der 2. Kurzgeschichten-Wettbewerb im Warhammer-Board ist beendet. Die eingereichten Stories können im Board ab Montag gelesen werden. Den Link reiche ich nach, sobald die Veröffentlichung abgeschlossen ist.

EDIT: Wie versprochen hier nun der Link zu den einzelnen Geschichten

In den vergangenen Wochen haben sich alle Gerüchte um die Veröffentlichung eines neuen Bretonen-Armeebuchs als gegenstandslos erwiesen. Nachdem wieder einmal alle möglichen Informanten ihr bestes gegeben haben, um die Warhammer-Fans zu verwirren, scheint es nun definitiv zu sein: Die Bretonen werden auch im nächsten Jahr kein neues Armeebuch erhalten. Obwohl das Werk schon fertig sein soll, wird es nicht veröffentlicht, sondern zurückgehalten, um anderen Völkern Vorrang zu geben.

Für den Dezember erwartet man nun die lang ersehnten, bislang noch fehlenden Seltenen Auswahlen der Tiermenschen, als da wären Zygor, Ghorgor, Grinderlake und bei den besonderen Charaktermodellen ggf. Taurox. der Messingbulle, Mondklaue und Schneckenzunge. Welches Modell das Licht der Warhammer-Welt erblickt, ist noch unklar.

Danach sollen dann die Vampirfürsten erneuert, bzw. erweitert werden und eine Reihe von ausstehenden Modelanpassungen der übrigen Völker herausgebracht werden. Zudem liegt der Entwicklungsaufwand des Games Workshop wohl derzeit bei der weiteren Umstellung auf Finecast-Miniaturen, womit der Metallanteil der Modellpalette weiter reduziert wird. Hier muss GW noch nachlegen, denn die Kritik an der Qualität ist inzwischen unüberhörbar. Nahezu in jedem Forum gibt eine Reihe von Sammlern, die es mit mangelhaften Produkten zu tun bekommen haben. Der Spitzname Failcast (statt Finecast) für die Restic-Miniaturen hat sich fest etabliert.

Als Antwort auf die hohe Fehlerquote hat GW vor kurzem ein spezielles Werkzeugset herausgebracht, mit dessen Hilfe man die Fehler beseitigen kann. Zumindest in der Theorie. Das Werkzeugset besteht aus Schleifbrettchen (sind wie Sandfeilen für Maniküre), Säuberungsset mit Bürste und Gußgratkratzer sowie flüssigem Green Stuff. Mit letzterem soll man die Bläschen in den Miniaturen auffüllen können. Ich persönlich würde es bevorzugen, statt eines Reparatursets lieber eine anständige Qualität zu erhalten.

Jeder, der eine solche Miniatur erwirbt, sollte sie genau prüfen und ggf. reklamieren. Da hat sich GW bis jetzt aber als äußerst kundenfreundlich erwiesen.

Kurzgeschichte: „Ungâtars Verhängnis“, Warhammer Fantasy

Die folgende Geschichte lief im gerade abgelaufenen Kurzgeschichten-Wettbewerb im Warhammer-Board. Ich habe sie auf der Basis der dort formulierten Kritiken und Anregungen überarbeitet und stelle hier nun Version 2 vor. Ich möchte mich auf diesem Wege noch einmal ausdrücklich für die konstruktive Kritik bedanken.

Dies meine erste Kurzgeschichte aus dem Warhammer-Fantasy-Universum. Sie schildert eine Episode im Leben eines Dunkelelfs, der als Hochgeborener Fürstensohn etwas vom rechten Weg abgekommen ist und versucht, seiner Bestimmung zu entkommen. Viel Spaß beim Lesen.

                                           

Ungâtars Verhängnis

Wie so oft schlenderte Ungâtar gelangweilt durch die Gänge von Naggor, seiner Heimatarche. Trotz des Ewigen Eises waren die Temperaturen erträglich und er sehnte sich einfach nach Zerstreuung. Aus elfischer Sicht gab es nichts Wichtiges zu tun: Alle Haussklaven hatte er mit möglichst erniedrigenden Arbeiten betraut und natürlich für den Fall der Nichterledigung mit den widerwärtigsten Bestrafungen bedroht. Seine Truppen schliefen ihren Rausch aus, wie so oft in Friedenszeiten.

Als Hochgeborener eines bedeutenden Druchii-Fürsten entsprach Ungâtar nicht ganz dem Idealbild eines Dunkelelfs. Trotz des Ewigen Hasses auf alle anderen, in Druchii-Augen minderwertigen Völker der Alten Welt neigte schon sein Vater dazu, übergroßes Interesse an Gestalt und Wesensart der Vertreter fremder Rassen zu entwickeln. Und obwohl es schier unmöglich schien, jemals so etwas wie eine Verbindung zwischen Druchii und anderen Völkern zu schaffen, die über das Herr-Sklave-Verhältnis hinaus ginge hatte sein Vater seine fleischlichen Gelüste mit Sklavinnen jeglicher Völker gestillt. Woraus auch immer die Fähigkeit entsprang, das Aussehen und die Gestalt dieser ausschließlich weiblichen Rassenexemplare anders als abgrundtief hässlich zu empfinden – Ungâtars Vater hatte sie. Und er, Ungâtar, als direkter Nachkomme hatte sie auch.

Es war Tradition in ganz Naggaroth, nach einem gewonnenen Gemetzel die Beute unter den Männern aufzuteilen. Dass sein eigener Anteil „geringfügig“ höher ausfiel als der anderer Adliger, nun ja, er grinste elfisch verschlagen und dachte so bei sich „was interessiert mich der Reichtum oder die Armut meiner Untergebenen, solange sie nur tun, was ich von ihnen verlange“. Viel verlockender als die gewonnene Beute war jedoch das Geld, das er für die Verkäufe der versklavten Verlierer erhielt. Von diesem „Extraverdienst“ wusste natürlich nur der innere Kreis seiner Führungsmannschaft. So mancher Feind blieb nur deshalb am Leben, weil er auf dem Sklavenmarkt einen guten Preis erzielte.
Einige weibliche Sklaven behielt Ungâtar allerdings, und so hatte sein Harem nach der letzten Schlacht wieder einmal Zuwachs bekommen. Das war schon lange her und ein altbekanntes Hungergefühl überkam ihn, Hunger nach jungem, unverbrauchtem Fleisch.  Diese letzte Schlacht war eigentlich keine Ruhmestat gewesen, denn den Kampf hatten Bretonen und Untote gegeneinander ausgefochten. Ungâtar und seine Truppen waren zufällig während eines Beutezuges in der Nähe gewesen. Was die Kontrahenten sich nicht gegenseitig angetan hatten, erledigten dann Ungâtars Leute. Das einzige, was die Druchii am Leben ließen, waren die Beutesklaven der Untoten; auf Seiten der Bretonen war kein Mann am Leben geblieben. Es war also nichts anderes als eine Art Leichenfledderei von Seiten der Druchii gewesen, was wieder einmal die Andersartigkeit Ungâtars unterstrich. Seit dieser Schlacht hatte Ungâtar jedoch stets das Gefühl, mit dieser Form der Bereicherung etwas verhängnisvolles getan zu haben.

Es war nicht anders zu erwarten gewesen, dass in seinem Harem auch einige weiblichen Exemplare aus diesem Beutezug zu seiner Belustigung vertreten waren. Die vererbte Vielfältigkeit in Geschmacksfragen hatte Ungâtar schon oft einige Gespielinnen verschafft, die eben nicht dem elfischen Schönheitsideal entsprachen. Wenn ihn diese nicht mehr reizten, gingen sie wie alle anderen Beutesklaven auf den Sklavenmarkt oder verschwanden einfach. Kein Hahn krähte nach ihnen. Das würde auch hier so sein.

Noch war sein Drang beherrschbar, aber aus seiner Erfahrung wusste er, das sich seine Triebe nur mühsam über einen längeren Zeitraum bändigen ließen. ‚Also,’ dachte er, ‚dem Elf kann geholfen werden’! Wieder stahl sich ein breites, diesmal aber eher lüsternes Grinsen auf sein aristokratisches, blasses Antlitz. ‚Ich sollte mal bei den Damen vorbeischauen, es wird Zeit für etwas Abwechslung’. Seine Langeweile verflog schlagartig und mit zügigen Schritten strebte er in Richtung Druchii-Feste.

Die Feste war ein abgeschlossener Bereich auf der Schwarzen Arche, zu dem nur die Söhne der Adelshäuser Zutritt hatten. Auf dem Weg fiel ihm gar nicht auf, dass die Atmosphäre irgendwie anders war als sonst. Der Himmel, sonst überwiegend strahlend blau, hatte einen grauen Farbton mit dunklen Flecken bekommen.  Die Magier nannten diese Himmelserscheinung „Vorboten der Dämmerung“, aber es war mitten am Tag und noch viel zu früh für einsetzende Dunkelheit. Aber von alldem bekam Ungâtar nichts mit. Die Vorfreude hatte ihn völlig in Besitz genommen und blind für Himmelszeichen gemacht.

Er kam zum Eingang zur Feste und fand die beiden Gardisten, die den Zugang bewachten, schlafend vor. Wütend trat er dem einen der beiden zwischen die Beine und zuckte vor Schmerz zusammen. Er hatte schlicht vergessen, dass die Gardisten eine schwere, bodenlange Rüstung trugen und hatte sich heftig den Fuß am Kettenmantel der Wache geprellt. Blind vor Wut brüllte er die Wachen an ‚Nichtsnutziges Pack, nennt ihr das vielleicht Wache? Ich werde dafür sorgen, dass ihr degradiert werdet. Ihr werdet ab morgen meinen Abtritt säubern!’

Es kam keine Reaktion.

Das war merkwürdig. Normalerweise hätten die schlampigen Wachen protestiert, lamentiert  oder Ausreden gesucht. Nichts. Rein gar nichts. Ungâtar stutzte. Hier stimmte etwas nicht. Er ließ die Wachen dort wo sie waren einfach liegen und hastete humpelnd in den Vorraum der Feste. Auch hier fand er nur schlafende Elfen vor. Ohne Zeit zu verlieren, rannte er in den Prunksaal, von dort in die Wachstube, die Waffenkammer, die Küche, den Gesindebereich – überall dasselbe!
Nur schlafende, wie bewusstlos wirkende Elfen! Dann rannte er in seinen Harem, in die Kemenate und… fand den ebenfalls bewusstlosen Eunuchen sowie einige seiner Gespielinnen vor.
Plötzlich meinte er in den Augenwinkeln für einen Moment einen Schatten zu sehen. Als er den Kopf wendete, entdeckte er aber nichts. ‚Ich werde schon ganz irre, jetzt sehe ich schon Gespenster’ dachte er bei sich und wusste nicht, wie recht er damit haben sollte. Er ging von Frau zu Frau, vorsichtig nun und mit gezückter Handwaffe, seinem wunderschönen Opferdolch mit gezackter Klinge. Da! Eine Bewegung, ganz hinten in der Ecke, an einem der Haremsfenster. Er trat näher und fand dort seine derzeitige Lieblingsgespielin vor, eine in ihrem Reich als wunderschön geltende, blonde Bretonenprinzessin. Sie blickte ihn teilnahmslos mit einem völlig entrückten Blick an.

Ungâtar erschrak. Ihre einst so zart gebräunte Haut war fahl und blass, wie durchscheinend. Und da bemerkte er es: An ihrem Hals fand er eine kleine Wunde, aus der etwas Blut sickerte. Nein, eigentlich waren es zwei ganz feine, runde Wunden, nebeneinander mit etwa 6 cm Abstand zueinander. Er schaute näher hin und zuckte zurück. Seine sonst so stolze, arrogante Fassade bekam Risse. Sein Gedächtnis hatte eine Erinnerung hervorgeholt, einen Hauch nur, einen Hauch einer Geschichte, die ihm als kleinem Elfenbengel erzählt wurde. Eine Geschichte von immerwährend lebenden Wesen, deren Alter die selbst sehr hohe Lebenserwartung von Elfen wie einen Wimpernschlag der Zeit erschienen ließ. Und da dämmerte es ihm: Er hatte so etwas schon öfter gesehen, und zwar im Harem seines Vaters und zuletzt auf dem Schlachtfeld. Nun konnte er sich die seinerzeitige Aufregung erklären.

Untote!  Untote hatten die Feste in Naggor überfallen und alle in einen magischen Schlaf sinken lassen. Offensichtlich hatte man ihm sein Eingreifen in die Schlacht gegen die Bretonen übel genommen und wollte entweder Rache üben oder die erbeuteten Sklavinnen zurückerobern. Wenn er diejenigen finden wollte, die gebissen und deren Blut getrunken worden war, brauchte er nur nach den nicht schlafenden Elfen und Menschen zu suchen. Man konnte sicher sein, dass diese Gebissenen über kurz oder lang das Werk der Vampire vollenden würden und über den Rest der Bewohner Naggaroths herfallen würden.
‚Es müssen wohl nur wenige gewesen sein, sonst wären alle schon infiziert’, dachte sich Ungâtar. So stellten also die Untoten die Versorgung ihrer Höllenbrut sicher – sie ließen einfach ein paar Gesunde zurück und die Brut würde dann ihr Mahl selbst anrichten. Raffinierte Teufelei! Das erklärte auch den Überfall – die Nahrungsvorräte der Untoten gingen zur Neige und Ungâtar hatte sich ihrer Reserven bedient!

Rache ging auch ihm durch den Kopf und eiligst suchte er gezielt nach schlafenden Elfen, speziell nach einem Magiekundigen, der die noch Gesunden mit einem Trank oder ähnlichem hoffentlich aufwecken könnte. Und richtig, im Rumpf der Arche war eine kleine Eremitage eingerichtet, gedacht nur für den Erzmagier der Arche. Und dort fand er Melanzane, „seinen“ Magier. Mit dessen Hilfe weckte er alle schlafenden Elfen auf und konnte aus ihnen bald ein stattliches Kontingent an Truppen ausheben.

Schnell wurde klar, dass er, um die Vampire zu finden nur der Spur ihrer Verwüstung an elfischem und menschlichem Leben zu folgen brauchte. Aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen.

Nicht ohne Bedauern ging er kurz vor dem Aufbruch seiner Truppen zurück in seinen Harem und zu seiner bretonischen Gespielin. Sie blickte ihn an, ohne Regung in ihrem einst so schönen Gesicht und wollte sich wie immer entkleiden, um das uralte Liebesritual mit ihrem Herrn und Meister Ungâtar zu beginnen doch er kam ihr zuvor. Mit einem brutalen Griff in ihre blonde Haarpracht zwang er ihren Kopf in den Nacken und durchtrennte mit einem einzigen schnellen Schnitt seines Opferdolches ihre Kehle. Ein gurgelnder, erstickter Schrei entrang sich ihrem Mund, der voller Blut war. Sie fiel zu Boden, starb aber nicht wie erhofft, sondern kroch grinsend auf ihn zu. Er begriff, das er ihr so kein Ende bereiten konnte. Er versetzte der Prinzessin einen heftigen Tritt in das blutverschmierte Gesicht, sie fiel auf den Rücken, bewegte sich aber noch. Ungâtar griff nach dem herumliegenden Schächter des Eunuchen, umklammerte den Schaft mit beiden Händen und versetzte ihr einen tödlichen Stoß mitten ins Herz. Dann war es vorbei.

Danach lehnte er sich erschöpft an einen der Stützbalken des Oberdecks und dachte eine kurze Sekunde lang daran, was wohl ihr Vater, Herzog Maurice Pomme de Chevaux, machen würde, wenn er dies erführe. Er wähnte nämlich seine Tochter, einem zu Lebzeiten verzogenen und rebellischen Menschenkind, auf der Flucht mit ihrem Geliebten. Sie hatte sich vor der Schlacht zusammen mit ihm vom Tross der Bretonen abgesetzt. Der Geliebte war längst tot, ein kleines Opfer, sozusagen als Zugabe zur Befriedigung der Mord- und Herrschlust Ungâtars. Pah, vergessen.

Die anschließende Verfolgung stellte sich als schwierig heraus. Immer wieder fielen einzelne Kämpfer seiner Truppe den hinterhältigen Angriffen von Nachtmahren, Gespenstern und Zombies zum Opfer. Die Moral der Truppe sank und Ungâtar wusste, das es sehr, sehr bald zu einer entscheidenden Schlacht kommen musste, um seine Mannen bei der Stange zu halten. Der Rachedurst der Untoten würde nicht eher gestillt sein, bis alle Druchii getötet oder als Nahrungsreserve versklavt wären. Und Ungâtar ahnte, das die noch fliehenden Truppen ein weit bedeutenderes Ziel hatten, als nur vor ihm und seinen Leuten davon zu laufen. Er spürte mit allen Sinnen, das er auf einen Hinterhalt zusteuerte.

Und dann, in der vierten Nacht nach dem Überfall, erreichte der Dunkelelf einen Landstrich, in dem kein Vogel flog, kein Fluss plätscherte, kein Wind wehte und alles in allem, Totenstille herrschte. Da wusste er, dass er am Ziel angekommen war. Er würde sich diesmal ehrenhaft dem Gegner stellen und hoffentlich einen vernichtenden Sieg erringen. Nur damit wäre die Schmach getilgt, auf den Schlachtfeldern anderer Kämpfer nach Beute gesucht zu haben, statt sie sich selbst erkämpft zu haben. Sein Verhängnis wäre abgewendet.

Doch das ist eine andere Geschichte.

 

Foto: © 2010 Hans-Dieter Kujath, Kamera: Medion MD6000, Bildbearbeitung: Zoner Photo Studio 13