Vom Gussrahmen zur fertigen Miniatur, Teil 2

Hier nun der zweite Teil meines kleinen Tutorials zum Herstellen einer eigenen Kriegerbande.

Im ersten Teil hatte ich die Gründe für einen eigenen Umbau sowie die möglichen Quellen für Einzelteile (= Bitz) genannt. Dabei war eine Quelle die Gussrahmen anderer Völker oder Miniaturreihen. Was sind nun Gussrahmen?

Beim Herstellen von Plastik Miniaturen werden zunächst auf der Grundlage von Zeichnungen und Ideen Rohlinge angefertigt, die später als Vorlage für Gussformen dienen werden. Diese Gussformen bestehen aus 2 Formplatten, zwischen die flüssiges Plastik gegossen wird, daher der Name Gussform.

Nach dem Erkalten der Plastikmasse werden die beiden Formplatten getrennt. Das Ergebnis des Gussvorgangs ist ein Plastikrahmen, an dem die Einzelteile einer Miniaturenreihe befestigt sind. Diesen Plastikrahmen nennt man Gussrahmen.

Nun kann man die Einzelteile aus verschiedenen Rahmen herauslösen und zu einer neuen Figur zusammensetzen.

Durch die zuvor beschriebenen Eigenschaften meiner künftigen Middenheimer galt es also, Gussrahmen zu finden, die folgende Teile beinhalten:

–         massive, muskelbepackte Körper ohne besondere Rüstung

–         Köpfe ohne Kopfbedeckung und wildem Haarwuchs

–         Umhänge oder Mäntel mit stoff- und pelzähnlicher Optik

–         archaische Waffen wie Äxte, Morgensterne, breite Schwerter, Kriegskeulen

Meine Wahl fiel auf die Rahmen von Barbaren des Chaos und Flagellanten des Imperiums. Aus diesen beiden Miniaturenreihen, die aus Völkern völlig unterschiedlicher Natur stammen, habe ich die benötigten Einzelteile mit einem Seitenschneider herausgelöst und die Gussgrate (das sind überschüssige Nähte und Überstände aus dem Gussvorgang sowie die Befestigungsgrate, mit denen die Einzelteile am Rahmen befestigt sind) entfernt und geglättet. Diesen Vorgang nennt man auch entgraten.

Danach habe ich die Einzelteile mit Plastikkleber zusammengeklebt und die Figuren auf ihre Base (=Grundplatte) gesetzt. Nach dem Trocknen sieht meine Bande nun so aus:

Middenheimer Kriegerbande im Rohzustand

Im nächsten Artikel (Teil 3) beschreibe ich das Grundieren und Bemalen der Figuren.

Tempelruine für Mortheim

Es handelt sich um einen durch den Kometeneinschlag Tempel des Sigmar. Das Gebäude kann auch ohne weiteres für Warhammer Fantasy verwendet werden. Die Figur dient dem Größenvergleich und ist ein Hochgeborener der Dunkelelfen.

Kurzbeschreibung:

Tempelruine für Mortheim

 

Grundplatte: 10 mm Styropor
Sockel: 20 mm Styrodurplatte
Aufbau: Säulenteile aus dem Set „Arkane Ruinen“ von Citadel, ein aus Styrodur geschnittener Obelisk. Die Runen und Quaderfugen sind in das ungrundierte Styrodur mittel Kugelschreiber geritzt. Die Krater wurden mittels Tröpchen von Nitroverdünnung  in den ungrundierten Styrodurblock geäzt. Zrockenzeit danach 24 Std.
Bemalung:
Die Ruine wurde komplett mit lösungsmittelfreier Abtönfarbe „Schwarz“ aus dem Baumarkt grundiert. Nach einer Trocknung von ca 1-2 Std. wurden folgende Farben nacheinander trocken aufgebürstet: Charadon Granite, Codex Grey, Fortress Grey, und die Kanten zum Abschluß mit Deneb Stone akzentuiert.
Finish: Die Steine wurden in die fertige Anlage mittels Ponal Express Bastelleim geklebt und mit Codex Grey akzentuiert.

Kritische Auseinandersetzung mit dem Hobby „Warhammer“

In einem Forum zu Tabletop-Spielen wird zur Zeit ein Thema mit dem Titel „Schämt ihr euch für Warhammer und wie geht ihr damit um“ diskutiert. Die Diskussion hat mich direkt angesprochen, weil ich nun wahrlich nicht zu der angestammten Zielgruppe dieses Spiels gehöre. Meinen Beitrag dazu möchte ich hier zitieren:

Zitat Anfang<– “ … Ich persönlich habe mit meinem Hobby kein Problem, zumal ich noch andere Interessen pflege. Wenn ich aber mit meinen 52 Jahren in einen GW-Laden gehe oder sonstwo auf eine Gruppe treffe, die gerade zockt, gelte ich da eher als der Onkel, der für seinen Neffen ein paar Figuren kauft. Auf die Idee, das es auch ältere Spieler (oder besser Hobbyisten) geben könnte, kommen in der Regel die jüngeren Spieler überhaupt nicht. Also steckt das Problem im Hobby selbst und weniger im Umfeld. Meine Frau und auch meine Freunde sagen zwar, das das alles nicht ihr Ding wäre, respektieren aber meine Aktivitäten. Ich musste allerdings glaubhaft machen, das ich sozial nicht vereinsame und zum Nerd werde….

…Und es ist schon so, das die Akzeptanz mit einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Vielschichtigkeit des Hobbys automatisch kommt. Man darf es eben nicht zur Religion machen und das auch so vermitteln. Nur, warum muss ich das? Wieso muss ich mich rechtfertigen, einem Hobby nachzugehen, das offensichtlich nur von durchgeknallten Kids, Metalfans und Nerds ausgeübt wird?

Weil es für eine Gesellschaft immer einfacher ist, sich einem Thema mit Vorurteilen zu nähern als mit einer fundierten eigenen Meinung. Die zu erwerben kostet nämlich Zeit, Toleranz und wahres Interesse am Mitmenschen. Und genau das ist vielen Menschen schlicht zu anstrengend. Da ist die Vorverurteilung ala Komasaufen (alle-Jugendlichen-kennen-keine-Grenzen-und-saufen-sich-zu-Tode) vieeeeeel einfacher.

… Aber mal unter uns Würfelschubsern, manchmal aber hab ich schon das Gefühl, einen Alibi-Mitspieler in den 20igern auf eine Messe etc. mitnehmen zu müssen. Bin ich vielleicht doch nicht so souverän, wie ich es sein sollte? Wie auch immer, ich freue mich auf jedes neue Spiel, über jede angemalte Figur, jede verstandene Sonderregel und jedes neue Armeebuch.

In diesem Sinne…“ –>Zitat Ende

Warhammer Fantasy oder was hast du hier zu suchen?

Genau, was habe ich hier zu suchen? Oder die beliebteste Quizfrage: Was hat so ein alter Sack wie ich mit Warhammer zu tun? Das „spielen“ doch nur durchgeknallte Kids, Kellerkinder, Metal-Fans und Nerds. (Nerd= engl. für Langweiler, Sonderling, Streber, Außenseiter, Fachidiot steht für besonders in Computer oder andere Bereiche aus Wissenschaft und Technik vertiefte Menschen. Manchmal wird auch ein überdurchschnittlicher Intelligenzquotient (IQ) als begleitende Eigenschaft genannt. Quelle: wikipedia) Da ich nicht zu den drei erstgenannten Gruppen gehöre, bin ich also ein Nerd. (Wenn meine Frau das hier liest, wird sie sich kopfschüttelnd an die Stirn tippen und eine Frage stellen, die ich hier lieber nicht hinschreibe).

Was bringt mich nun zu diesem Hobby? Das ist so einfach nicht beantwortet. Meinem Hobby „Warhammer Fantasy“ oder kurz gesagt „WHF“ geht natürlich eine Geschichte voraus. Und wie immer drängt sich der Verdacht auf, das ich einfach viel zu viel rede und erzähle, keiner mehr zuhört und ich das alles deshalb jetzt aufschreibe. Aber das stimmt nicht! Ich kann nämlich nichts dafür, das alles, was ich erlebe, irgendwie eine Geschichte für sich ist und ich ein Geschichtenerzähler geworden bin. Was hat das nun wieder mit WHF zu tun?

Die Geschichte ist toll:

Alles begann mit einer Freundschaft. Mein ehemals bester Freund hat einen Sohn. Und da Kinder und Jugendliche dazu neigen, ihre eigenen Ansichten über Freizeit als das non-plus-ultra zu empfinden, geriet dieser Sohn in eine Spielergruppe, die dem Hobby „Warhammer“ frönte. Das war so 1995, der Sohnemann ist heute 26. Sein Papa verspürte ebenfalls ein gewisses Interesse am Fantasy-Rollenspiel (immerhin gehörte er zur Hamburger Gruppe) und schloss sich seinem Sohn an, auch sozusagen als Hauptsponsor, denn WHF ist kein preiswertes Hobby. So lernte ich das Ganze also auch kennen, hatte aber ganz andere Interessen.

Vor 4 Jahren kam plötzlich unser Patenkind mit der freudigen Mitteilung zu uns, er würde nun WHF spielen. O.K. das wars dann mit meinem mässigen Interesse, der Bengel forderte einfach Aufmerksamkeit!

Zeitgleich trat Tobias, der Sohnemann meines Freundes als Praktikant im meine kleine Firma ein und ich erinnerte mich während unserer Gespräche an seine damaligen WHF-Aktivitäten. Ich erfuhr, dass sein Vater ihm die gesammelten Figuren (auch Minis genannt) überlassen hatte und wir einigten uns darauf, dass ich im Gegenzug für ein gewisses Sponsoring einen Teil seiner Minis  erhalten sollte. So kam ich in den Besitz des Warhammer-Volkes „Bretonia“ und sammle und spiele dies seitdem. Zusammen mit meinem Patenkind Jan-Hendrik, genannt „Jan Darkslide“ und  Tobias, genannt „Tjub“ bilden wir die lose  „WHF-Spielergemeinschaft Hamburg-Lüneburg HaLü“ und treffen uns einzeln oder alle zusammen gelegentlich zum gemeinsamen Kräftemessen.

So kam ich zum Hobby WHF.